Tag der Arbeit in Berlin – Weniger Ausschreitungen während der “Revolutionären 1. Mai”-Demonstration durch Neukölln und Kreuzberg
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Video: rbb |24-Social-Live | 01.05.2022 | Philipp Hopner Bild: rbb/Nils Hagemann
Mehr gemeinsame Entschlossenheit, gerechtere Vermögensverteilung: Der 1. Mai war in Berlin wie immer politisch. Der regierende Bürgermeister musste seine Rede unterbrechen. Am Abend kam es bei der “Revolutionären Maidemonstration” zu vereinzelten Aggressionen.
Bei der sogenannten „Revolutionären Maifeiertag-Demo“ kam es in der Nacht zum Sonntag in Berlin-Kreuzberg zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei. Die Polizei sagte auf Twitter, dass Flaschen und „Piro-Angriffe, Schläge und Tritte von Teilen der Demonstration auf die Polizeikräfte geworfen wurden“. Ein Müllcontainer und ein Auto brennen noch.
Die Polizei setzt Tränengas ein. Nach Angaben von rbb-Reportern wurden am Oranienplatz in Kreuzberg mehrere Personen festgenommen. Kurz zuvor erreichte der Vorführzug dort sein Ziel. Die Polizei hatte den Platz abgesperrt, in der Oranienstraße herrschte dichtes Gedränge.
Die Polizei ist jedoch mit dem Einsatz zufrieden. Gewaltpotenzial wie in den Vorjahren bestehe nicht, sagte Polizeisprecher Tilo Kablitz dem rbb. Die Demonstration endete kurz nach 22 Uhr.
Die Demonstration unter dem Motto “Klassenkampf Yallah – Kein Krieg, sondern Klassenkampf!” führte durch Neukölln und Kreuzberg. Linke und linksradikale Gruppen riefen zum Protest auf. Rund 14.000 Menschen seien gekommen, sagte Innensenatorin Iris Spranger (SPD) dem rbb.
In der Mitte des Fahrstuhls befand sich ein großer schwarzer Block mit mehreren hundert Menschen. „Unsere Kräfte begleiten diesen Block jetzt von der Seite“, teilte die Polizei am frühen Abend mit.
Einige Straßen waren gesperrt und die Polizei mit vielen Streifenwagen entlang der Strecke stationiert. Die Demonstration wurde mehrmals gestoppt.
In der riesigen Menschenmenge waren Fahnen und Spruchbänder zu sehen. Einschließlich pro-palästinensischer und anti-israelischer. Die für Freitag geplante entsprechende Demonstration wurde nicht genehmigt.
Die künftige Polizeiwache am Kottbusser Tor ist gesichert
Vor dem Start wurden die Fenster der künftigen Polizeiwache Cottbusser Thor, die sich auf der Demonstrationsstrecke befindet, mit Spanplatten und Gittern geschützt. Die Polizei befürchtet dort Ausschreitungen während des Protestzugs.
Dort hatten laut Polizei bereits am Samstag etwa 200 Menschen gegen die für 2023 geplanten Sicherheitsmaßnahmen demonstriert. Es verlief weitgehend friedlich.
An mehreren Orten in Berlin haben bereits Tausende an Demonstrationen und Protesten teilgenommen. Allein bei einer Demonstration von Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) Am Brandenburger Tor in Berlin nahmen am Vormittag mehrere tausend Menschen teil, sagte ein Polizeisprecher dem rbb. Weitere 200 Personen nahmen an der Fahrradparade teil.
Die Abschlusskundgebung fand am Mittag vor dem Brandenburger Tor statt. Dort sprachen unter anderem der DGB-Bundesvorsitzende Rainer Hoffmann und der Regierende Bürgermeister von Berlin, Francisco Gifi. Der PSD-Politiker unterbrach seine Rede jedoch, nachdem die Menge Eier auf sie geworfen hatte. Zuvor hatte es Buhrufe aus der Menge gegeben.
DGB-Chef Hoffmann: Waffenlos auf Kosten des sozialen Friedens
Hoffmann warnte in seiner Rede davor, dass der Krieg in der Ukraine dazu genutzt werden könnte, das Rüstungsbudget dauerhaft zu erhöhen. Das Geld werde viel stärker für Zukunftsinvestitionen und die Leistungsfähigkeit des Sozialstaats verwendet, sagte er. Militärische Friedenssicherung darf nicht auf Kosten des sozialen Friedens erkauft werden.
Demonstrationen von Arbeiterorganisationen sind die ersten großen Kundgebungen nach einer Pause von rund zwei Jahren infolge der Corona-Pandemie. Insgesamt waren am Sonntag etwa 20 Demonstrationen in der Stadt angekündigt. Laut Polizei verliefen alle Veranstaltungen bis zum frühen Nachmittag reibungslos.
Die geänderte Route der “Revolutionären Maidemonstration”
Radrallye Richtung Grunewald – erhebliche Verkehrsbehinderungen
Fast parallel zur Gewerkschaftsdemonstration begann der Morgen aus verschiedenen Richtungen Fahrrad-Rallye in Berlin. Aus fünf Richtungen (Wedding, Friedrichshain, Neukölln und zwei Gruppen aus Mitte) sind die Teilnehmer Grünewald Sie fuhren dorthin, um gegen die aus ihrer Sicht ungerechte Kapitalverteilung zu demonstrieren. Rund 4.000 Menschen nahmen an der Fahrradparade teil.
Das Motto lautete „Nimm die Grunewalder. Nimm die Umverteilung in der Kette.“ Während der Kundgebung wird es in der ganzen Stadt zu großen Unruhen kommen, auch in der Mitte rund um den Rosenthalerplatz und den Alexanderplatz.
Auch in Kreuzberg und Friedrichshain wird es Einschränkungen geben Cottbusser Damm, Moritzplatz und Heinrich-Heine-Straße wie in Charlottenburg und Tiergarten am Potsdamer Platz, An Wittenbergplatz, An Ku‘Damm und Hohenzollernd Geben. Unterdessen wurde die A100 zwischen Hohenzollernd und Drake Neukölln in beiden Richtungen komplett gesperrt.
So feiert Berlin den 1. Mai 2022
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Umverteilung ist eines der großen Probleme bei den Maidemonstrationen in Berlin in diesem Jahr. Mit Tänzern und buntem Nebel stimmt die Initiative zur Enteignung großer Wohngruppen vor dem Roten Rathaus auf ihre Sache ein.
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Mit Bommeln und goldenen Röcken gegen große Vermieter: Gelb und Lila der Initiative heben sich von der Protestmasse ab.
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Der Tag der Arbeit ist fester Bestandteil der SPD- und Linker-Kalender. Mittags erscheinen die Regierende Bürgermeisterin von Berlin Franciska Gifi (5.v.r.) und Sozialsenatorin Katja Kiping (4.v.l.) vor dem Reichstagsgebäude.
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Neben Gifi (links) Ursula Engelen-Kefer vom Deutschen Sozialverband. Der ehrenamtliche Vorsitzende des Ortsverbandes Berlin und Brandenburg gilt als starker Verfechter der Interessen von Menschen mit geringem Einkommen, Menschen mit Behinderungen und anderen im Alltag Benachteiligten.
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Hunderte von Menschen verfolgten am 18. März die DGB-Kundgebung anlässlich der Revolution von 1848.
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Rund um den Hermanplatz in Neukölln ist es in den vergangenen Jahren am 1. Mai immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. Auf der Sonnenallee wurden am Sonntag versenkbare Absperrzäune errichtet.
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Nur wenige Meter entfernt füllt die Polizei Wasserbehälter, die offensichtlich als Absperrungen dienen können.
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Schreinerinnen und Schreiner übernachten in der Tracht der Zunft beim DGB-Kundgebung am Brandenburger Tor.
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Auch während der Kundgebung gab es Proteste. Rund 4.000 Menschen nahmen daran teil.
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Die Radler im Grunewald im Westen Berlins sind zusammen. In zh.k. ist die Verteilung von …
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