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100 Jahre Tiroler Film- und Kinogeschichte

Kultur

Seit mehr als einem Jahrhundert ist am 22. April im Arsenal in Innsbruck eine analoge Geschichte des Tiroler Films und Kinos zu sehen. Mit Utensilien wie einem Schneidetisch, Filmprojektoren und einer alten Kinologe erwartet die Besucher ein nostalgischer Streifzug durch das Tiroler Kino.

21.04.2022 17:49

Heute online, 17:49 Uhr

„Das Besondere am Film in Tirol war schon immer der Hintergrund“, erklärte Kuratorin Claudia Sporer-Hayes am Donnerstag bei einem Presserundgang. Von den Anfängen der Filmgeschichte bis heute haben die Regisseure das Tiroler Land genutzt – zum Beispiel für indische Bollywood-Produktionen.

ORF In den 1930er Jahren entstanden mehrere Filme von Luis Trenker in Tirol und Südtirol: Der verlorene Sohn 1934 in den Dolomiten, 1931 Berge in Flammen in der Nordkette und in Kalkkögeln. Außenaufnahmen von „The Immortal Lump“ mit Leanne Hyde und Gustav Frölich in den Hauptrollen wurden in Osttirol gedreht.

Anfang der 1920er Jahre wurde dies in sogenannten “Bergfilmen” deutlich. Ein klares Beispiel dafür ist Arnold Funks Film „Der weiße Rausch“ von 1931, in dem auch Louis Trenker und Lenny Riefenstahl zu sehen sind. In der Nachkriegszeit schnürten Erich Kestners „Die doppelte Lotte“ (1950) und „Drei Männer im Schnee“ (1955) ein „visuelles Gesamtpaket“, das Tirol als Urlaubsland präsentierte. Aber auch neuere Beispiele wie der James-Bond-Film „Das Gespenst“ aus dem Jahr 2015 machten sich Tirol zunutze: „Diese Szene hat mich nie überzeugt, aber der Hintergrund war beeindruckend“, sagt Peter Asman, Direktor der Tiroler Landesmuseen.

Krieg und Propaganda sind zentral

Viel Raum in der Ausstellung nimmt das Thema Krieg und Propaganda ein. Sie wollten den Aspekt „zwischen privat und öffentlich“ entwickeln, erklärte Asman. Wo man bei öffentlichen Reden bei der politischen Dimension endet, nämlich „was er sagt und was er nicht sagt“.

ORF „Marschierende, schießende Verfolger“ – Ziel ist es, den Besuchern der Ausstellung zu zeigen, wie viel Applaus es in Tirol während der NS-Zeit gab.

Eine Ausstellung eines Kurzfilms des Tiroler Regisseurs Daniel Piohacker beschäftigt sich mit der NS-Zeit. Er wollte das “ungefilterte” Filmmaterial nicht veröffentlichen, also arrangierte er die Szenen neu. Mit dem Werk wolle er „zeigen, was es ist“ – also „marschieren, Mitläufer erschießen“. Besucher sollen „sehen, wie sehr sich Tirol in der Nazizeit amüsiert hat“, sagt Pohacker. Für Asman wählte Pohacker auch angesichts des aktuellen Krieges in der Ukraine den richtigen Ansatz, in dem er auch auf die „Folgen des Krieges“ verwies, nämlich dass diese „geistig und körperlich zerstört“ sei.

ORF Die Katholische Filmgilde gliedert sich in „gute“ und „schlechte“ Filme, dh. diejenigen, die vor allem junge Menschen von christlichen Werten entfernen und sie in die Sünde führen würden. Alphonse Planckensteiner ist Gründer der katholischen Filmgilde Tirol, er ist Gymnasiallehrer und Filmkritiker bei Radio Tirol.

Mit einem „besonderen Nachdruck“ beschäftigte sich die Kirche mit der Frage, was in Tirol gezeigt werden darf und was nicht, erklärte Sporer-Hayes. Die Katholische Filmgilde hat es sich zur Aufgabe gemacht, im Kino gezeigte Filme zu kritisieren und Empfehlungen oder gar keine Empfehlungen auszusprechen. Diese Rezensionen wurden gemeinfrei veröffentlicht, Auszüge davon sind jetzt ausgestellt.