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Wer ist jetzt wieder mit Covid infiziert – und wer nicht

Es soll ein Weltrekord sein: Eine spanische Krankenschwester hat sich innerhalb von 20 Tagen zweimal mit Covid infiziert. Das berichteten spanische Medien, darunter die Zeitung „ABC“. Der 31-jährige Mann hatte sich erstmals im Dezember 2021 mit der Delta-Variante infiziert. Nur 20 Tage später erwischte ihn auch die Omicron-Variante. Dieser Tage stellen spanische Forscher ihren Fall auf einem internationalen Kongress vor – und sprechen in diesem Zusammenhang von einem Weltrekord. Bisher haben Forscher vorgeschlagen, dass Reinfektionen bereits nach 30 Tagen auftreten.

Wie kam es zu der überraschend schnellen Re-Infektion im Fall des jungen Spaniers? Und wer muss damit rechnen, sich erneut zu infizieren? Blick beantwortet die wichtigsten Fragen.

Welche Schlüsse können wir aus dem Fall des jungen Spaniers ziehen? Dass eine Delta-Infektion nur teilweise vor einer Omicron-Infektion schützt, war bereits bekannt, dafür gibt es unzählige Beispiele. Gemma Resio, eine Forscherin am Catalan Institute of Health, die den Fall der spanischen Krankenschwester verbreitete, formulierte es so: „Jeder, der Covid-19 hatte, kann nicht davon ausgehen, dass er vor einer erneuten Ansteckung geschützt ist – selbst wenn er geimpft ist.

Überraschend ist im vorliegenden Fall die Reinfektionsrate: Nach Ansicht der Europäischen Gesundheitsbehörde muss das ECDC mindestens 60 Tage zwischen zwei positiven PCR-Tests liegen, um offiziell als Reinfektion zu gelten. Der Fall des jungen Spaniers stellt diese Zeit nun in Frage.

Wer ist besonders gefährdet, sich erneut mit Covid zu infizieren? Neben Delta wurden vor Omikron vor allem Alpha und die Urversion von Sars-CoV-2 in der Schweiz vertrieben. Belgische Forscher haben in einer Studie herausgefunden, dass Reinfektionen besonders häufig bei jungen, ungeimpften Menschen unter 12 Jahren vorkommen, schreibt das Online-Portal Focus. Allerdings kann das Ergebnis dadurch verfälscht werden, dass Tests an vielen Schulen standardmäßig durchgeführt werden. Daher wurden asymptomatische Reinfektionen möglicherweise früher als in der Allgemeinbevölkerung festgestellt.

Laut der Studie waren geimpfte ältere Menschen besser vor einer erneuten Ansteckung geschützt als Ungeimpfte und solche, die besser gestärkt waren als Zweifachgeimpfte. Bisher ist die Studie allerdings nur in vorgedruckter Form erschienen, sie wurde also noch nicht von anderen Forschern getestet.

Ich habe die Omicron-Welle erwischt. Schützt mich das vor einer erneuten Ansteckung? Nein. Denn Omikron hat in der Schweiz zwei vorherrschende Unteroptionen: BA.1 und BA.2. Eine belgische Studie fand Reinfektionen zwischen den beiden Subtypen von Omicron. Allerdings: Eine zweite Studie aus Dänemark (auch diese erschien erst in der vorläufigen Fassung) weist darauf hin, dass rezidivierende BA.2-Infektionen nach BA.1 sehr selten sind. Forscher haben 1,85 Millionen Fälle von Covid untersucht. Sie fanden Reinfektionen nur drei Wochen später. Aber diese waren extrem selten.

Kann ich mich mit genau der gleichen Option erneut anstecken? Auch wenn es sich um denselben Subtyp handelt: Theoretisch ja, praktisch aber sehr unwahrscheinlich. „Der Begriff Reinfektion ist eigentlich falsch, es geht um Neuinfektionen“, sagte Tobias Velte von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) dem Spiegel. Das heißt, Betroffene werden meist mit neuen Varianten oder zumindest neuen Subtypen abgeschlossen. Wenn jedoch keine neuen Varianten oder Subtypen im Umlauf sind, ist eine erneute Infektion höchst unwahrscheinlich, sagen Experten. Dies gilt insbesondere für geimpfte Personen. Auf der anderen Seite haben ungeimpfte Personen, die von Omicron genesen sind, ein etwas höheres Risiko einer erneuten Infektion. Da omicron normalerweise mild ist, werden weniger Antikörper produziert. Daher ist das Immunsystem weniger stabil.

Besteht die Gefahr eines schweren Verlaufs bei einer erneuten Infektion? Bei den derzeit kursierenden Optionen haben Geimpfte meist ein geringes Risiko für einen schweren Verlauf – egal ob sie sich erstmalig oder wiederholt mit Covid infizieren. Es ist jedoch möglich, dass in Zukunft neue Optionen auftauchen, die wiederum zu schwierigeren Verläufen führen.

Was das für den Herbst bedeutet, ist noch unklar: Alles hängt davon ab, ob bis dahin eine neue Variante oder eine neue Unterart im Umlauf ist. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, 59, hat kürzlich vor einer neuen „Killer“-Option im Herbst gewarnt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat kürzlich die neueren Subtypen BA.4 und BA.5 von Omikron als besorgniserregend eingestuft. In Großbritannien ist auch eine neue Mischung aus BA.1 und BA.2 namens XE erschienen. Forscher haben auch eine ähnliche Mischform zwischen Delta und Omikron beobachtet, die sogenannte Deltakrone. Es ist unklar, wie schnell sich diese neuen Arten ausbreiten werden und ob sie gefährlicher sind als die bisher kursierende Unterart Omicron.

Ist eine vierte Impfung notwendig? Das ist wahrscheinlich – zumindest für ältere Menschen und Risikogruppen. Einige Länder injizieren bereits die vierte Dosis, darunter Israel. In der Schweiz wartet der Bund noch ab. Klar ist: Die Zahl der Antikörper nach einer Infektion oder Impfung nimmt mit der Zeit ab. Es ist jedoch nicht klar, wie schnell das Immunsystem abnimmt. (sfa)