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Politikexperte: Wallners Luft ist „sehr dünn“

Vorarlbergs Opposition forderte am Freitag den Rücktritt des Landeshauptmanns. Grund dafür war der jüngste Bericht über die Affäre um den Vorarlberger Wirtschaftsbund. Laut den Vorarlberger Nachrichten (“VN”) soll Wallner selbst bei einem Firmenbesuch um Anzeigen gebeten und im Gegenzug politische Entgegenkommen versprochen haben. Der Gouverneur wies die Vorwürfe als „offene Lügen“ zurück. „Ich bin kein Werber des Wirtschaftsverbandes“, betonte er.

Wallner will, dass die Vororganisation der ÖVP von einer externen Anwaltskanzlei geprüft wird. „Alles im Wirtschaftsverband muss studiert werden“, sagte der Vorsitzende der ÖVP-Luftlandepartei. Er bestritt, dass das Geld für den ÖVP-Wahlkampf über den Wirtschaftsverband organisiert worden sei. “Ich kann die Behauptung nicht nachvollziehen, dass wir für die Landespartei um Fördergelder geworben haben.” Die Vorwürfe gegen den Wirtschaftsverband hätten nichts mit seiner Politik zu tun, das sei nicht sein Stil, so der Landeshauptmann – mehr dazu im vorarlberg.ORF. An .

Unterschiede und Fortschritte

Dies ist nicht das erste Mal, dass sich der Gouverneur auf eine Werbeaffäre einlässt. Anfang April hatte Wallner nach mehreren Rücktritten angekündigt, neue Mitarbeiter für den Wirtschaftsbund einzustellen und die Vorarlberger Wirtschaft zu suspendieren. Doch jüngste Details und Ungereimtheiten haben die Affäre wieder heiß gemacht.

Anklage gegen LH Wallner aus Vorarlberg

Medienberichten zufolge hat der ÖVP-Wirtschaftsbund in den vergangenen Jahren Direktzahlungen an die beiden Landesräte in Vorarlberg geleistet. Vorarlbergs Landeshauptmann Marcus Wallner (ÖVP) soll davon gewusst haben. Jetzt fordern immer mehr Politiker seinen Rücktritt.

So flossen beispielsweise Gelder des Wirtschaftsverbandes an die Landesräte der ÖVP. Sie wiesen darauf hin, dass der Wirtschaftsverband regelmäßig die Kosten seiner Funktionäre, etwa „Getränke“, übernehme. Die Vorarlberger ÖVP gab zudem an, seit 2015 rund 900.000 Euro vom Wirtschaftsbund erhalten zu haben. Laut Finanzamt waren es insgesamt 1,5 Millionen Euro. Steuern werden auch nicht gezahlt – mehr dazu auf vorarlberg.ORF.at.

Politikberater Hofer glaubt, dass das Krisenmanagement nicht gelungen sei. Zwar waren die Rücktritte ein Versuch, Raum und Zeit zu gewinnen. Dass ÖVP und Wallner den Unterschied nicht genau kannten oder benannten, sei dagegen „äußerst problematisch“. Die Absicht, die Reinheit auszulöschen, ist kein Einzelfall in der Politik. Aber wenn die wesentlichen Fragen unbeantwortet bleiben und man noch auf externe Tests wartet, ist das nicht konsequent.“

Noch “unbequemer” für Wallner

Wallner hatte mehrfach zugegeben, zu lange zugesehen zu haben. In den letzten zwei, drei Jahren sei zu beobachten, dass sich das Werbevolumen häufe, was „außergewöhnlich“ sei, was er für „ungesund“ halte. Laut Finanzamt stiegen die Einnahmen im Jahr 2008. Ihren Höhepunkt erreichten sie 2019 mit Beträgen von über 1,2 Millionen Euro bei einem Gesamtgewinn des Wirtschaftsverbandes von 615.000 Euro. Als Unterorganisation der ÖVP verfügt der Wirtschaftsverband über eine eigene Kontrollinstanz. „Ich bin nicht persönlich verantwortlich für alles, was in einer Unterorganisation passiert“, sagte er.

Debatte

Was kann der ÖVP-U-Vorstand leisten?

Politikexperte Hofer glaubt, dass der Landeshauptmann wegen des jüngsten Berichts bereits entlassen wurde. „Die Luft wird sehr dünn“, sagte er ORF.at. Mit dem Ausmaß der Werbeaffäre hatte Hofer nun nicht gerechnet. Denn es sei durchaus „unüblich“, dass die dominierenden Medien eines Bundeslandes dem Landeshauptmann kritisch ablehnend gegenüberstehen. Das könne dem ÖVP-Landeschef noch “unbequemer” werden.

Der Politologe Peter Filzmeier spricht angesichts der Diskrepanzen in der Rechnungslegung von Wirtschaftsverband und Vertragsstaat von einem politischen Moralbild. „Österreich hat eine der höchsten Parteienfinanzierungen der Welt“, sagte er. „Ob es strafrechtlich relevant ist oder nicht. Neben der hohen Parteienförderung gibt es hier auch eine transparente Parteienförderung“ – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

Die Affäre wird in Wien übertragen

Allerdings hat die Werbeaffäre in Vorarlberg Folgen für die Bundes-ÖVP. Der Grund strahle weit über „die engen Landesgrenzen Vorarlbergs“ hinaus, sagte Hofer. „Wenn es solche Vorwürfe in der Vergangenheit nicht gegeben hätte und es keinen Unterausschuss zu diesen Themen gegeben hätte, könnte die Bundespartei wahrscheinlich sagen: ‚Die Werbeaffäre betrifft nur Vorarlberg, das ist eine regionale Angelegenheit.’

Aber dem ist nicht so. Die ÖVP versucht, die Affäre im Stillen zu beenden, um sie nicht mit Wortmeldungen noch größer zu machen. Aufgrund laufender Ermittlungen gegen mehrere ÖVP-Vertreter und den U-Ausschuss könne die Volkspartei diese Situation nicht verharmlosen, sagte Hofer und fügte hinzu: „Man kann nur hoffen, dass es mit den Rücktritten von Sebastian Kurz und Gernot Blumel etwas zu tun haben wird . Aber es ist so etwas wie eine „endlose Geschichte“.