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ÖVP Finanzen – Erster besonderer Nationalfeiertag in Vorarlberg am Montag – Vorarlberg –

23. April 2022 09:01 (Handlung am 23. April 2022 09:01)

Das Anliegen des Wirtschaftsbundes beschäftigte am Montag auch den Landtag. © VOL.AT / Hartinger

Die Turbulenzen um den Vorarlberger Wirtschaftsverband ÖVP führten zur Einberufung des ersten besonderen Landesparlaments in der Geschichte des Landes.

Auf Antrag von elf Abgeordneten von FPÖ, SPÖ und NEOS soll die Sache am Montag im Parlament beraten werden. Grund dafür ist die Anfrage der Oppositionsparteien an Landeshauptmann Marcus Wallner (ÖVP): „Welche Schlüsse ziehen Sie aus dem Skandal um die Spenden der ÖVP-Partei?“ Eine hitzige Debatte wird erwartet.

ein Misstrauensvorschlag?

Das am 4. April eingereichte Thema betrifft unter anderem die Geldflüsse des Landes an die inzwischen geschlossene Vorarlberger Wirtschaft des Wirtschaftsverbandes der ÖVP. Darüber hinaus bemühen sich die Oppositionsparteien um besseres Personal im Staatlichen Rechnungshof und darum, dass dieser künftig die Parteiorganisationen an vorderster Front prüfen darf. Kommt es in der Frage zu keiner Einigung, will die Opposition die Einberufung einer Untersuchungskommission offen halten. Für das Rederecht im Sonderlandtag wird es keine zeitliche Begrenzung geben. Es kann auch ein Misstrauensvotum gegen den Gouverneur geben.

Vermutlich wird der Grund nicht nur aufgrund der Anfrage, sondern überall diskutiert – immerhin wurden am 4. April viele Details durch die Medien bekannt. Zunächst gab es eine Betriebsprüfung des Wirtschaftsbundes, bei der es im Wesentlichen darum ging, ob der Wirtschaftsbund bei der Steuerzahlung die richtigen Zinssätze anwendet. Die zentrale Frage ist auch, ob „innerparteiliche Spenden“ steuerpflichtig sind. Seit 2014 hat die ÖVP nach eigenen Angaben rund 900.000 Euro von ihrer Vorfeldorganisation erhalten. Der Finanzdienst meldete 1,5 Millionen Euro an Spenden, was die Opposition vor Wut erröten ließ. Die Steuerprüfung wird voraussichtlich im Mai abgeschlossen sein. Während der Wirtschaftsbund im schlimmsten Fall eine Nachzahlung von rund 700.000 Euro übernimmt, darf das Finanzamt laut freigegebenen Unterlagen auf 1,3 Millionen Euro bestehen.

Anklage gegen Wallner

Andere Ereignisse innerhalb des Wirtschaftsverbandes werfen jedoch ein schlechtes Licht auf die Organisation. Es ist bekannt geworden, dass der inzwischen zurückgetretene Geschäftsführer des Wirtschaftsbundes Jürgen Kessler vom Wirtschaftsbund offenbar ein zinsloses Darlehen in Höhe von 250.000 Euro für eine Immobilientransaktion erhalten hat. Seinem Vorgänger Walter Natter hätten für die Lebensversicherung 24.000 Euro gezahlt werden können. Hinzu kam eine Barabhebung ohne Belege: Zwischen 2016 und 2019 gingen 5.000 Euro an den damaligen Wirtschaftsberater Karlheinz Rüdiser, 1.000 Euro an seinen Nachfolger Marco Titler (beide ÖVP). Beide begründeten die Zahlungen damit, dass es sich um “Veranstaltungsgelder” handele. Angeblich sollen 4.500 Euro an das Rote Kreuz gespendet worden sein, aber das Rote Kreuz weiß nichts davon. Nicht zuletzt wegen dieser Ereignisse kündigte Wallner eine externe Prüfung des Wirtschaftsverbandes an. „Alles im Wirtschaftsverband muss jetzt überprüft werden“, sagte er am Freitag den Vorarlberger Nachrichten.

Vor dem Wochenende wurde dem Landeshauptmann – in Form einer eidesstattlichen Erklärung, aber anonym – vorgeworfen, bei einem Firmenbesuch um Werbung gebeten und im Gegenzug politische Entgegenkommen versprochen zu haben. Wallner wies den Auftritt schroff als “eklatante Lüge” zurück. „Ich bin kein Werber des Wirtschaftsverbandes“, betonte er. Nach dem Zeitungsbericht wurde Wallner jedoch aufgefordert, aus den Reihen der Opposition Vorarlbergs zurückzutreten. FPÖ, SPÖ und NEOS forderten unabhängig voneinander Wallners Abgang als Regierungschef. „Aufgrund der bisher bekannt gewordenen Machenschaften ist der Aufenthaltsort von Landeshauptmann Wallner nicht mehr möglich“, sagte FPÖ-Präsident Christoph Beachy. Die SPÖ sah den Rücktritt als “unausweichlich” an, auch NEOS-Chefin Sabine Shefknecht forderte den Rücktritt von Titler.