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Das Flaggschiff von Android. Motorola Edge 30 Pro im Test.

Viel Frontdisplay, drei Rückkameras: Motorola Edge 30 Pro.

Motorola / dpa-tmn

Motorola steht nicht ganz oben auf den Bestsellerlisten. Das neue Smartphone Edge 30 Pro soll mit seiner fortschrittlichen Technologie Käufer in der Preisklasse von 900 Franken anlocken. Aber es kann nicht überall glänzen.

Mit dem neuen Edge 30 Pro für die Modellsaison 2022 hat sich Motorola nicht zerstreut. Der beste Snapdragon 8 Gen 1 Chip wurde beim Chiphersteller Qualcomm bestellt. Mehr geht derzeit in der Android-Familie nicht. Mit seinen acht Prozessorkernen spielt das Motorola-Gerät in der Oberliga des Samsung Galaxy S22.

Daher können die üblichen Standardanwendungen den Edge 30 Pro nicht in Verlegenheit bringen. Und es gibt keine Engpässe, wenn viele davon gleichzeitig arbeiten, denn dafür hat Motorola mit 12 Gigabyte RAM gut vorgesorgt. Gamer werden die Leistung lieben. Denn selbst bei höchsten Grafikeinstellungen in Spielen bleiben Animationen flüssig. Allerdings erwärmt sich das Gerät bei längeren Gaming-Sessions stark.

Das Display liefert Bilder wie ein Rasiermesser

Beim Display hinkt Motorola zumindest bei den technischen Daten sogar der Konkurrenz hinterher. Das 6,7 Zoll große Display des Edge 30 Pro ist in der Lage, bis zu 144 Bilder pro Sekunde (144 Hz) darzustellen. Samsungs Galaxy S22 und andere Top-Smartphones erreichen hingegen „nur“ eine Bildwiederholfrequenz von 120 Hz. Im Praxistest war jedoch kein Unterschied erkennbar.

Bei den besten Smartphones kommt es jedoch nicht nur auf die Maximalwerte an. Wenn in Anwendungen oder auf Webseiten im Browser nicht viel passiert, geht durch eine sehr hohe Bildwiederholfrequenz nur unnötig Strom verloren. Edge 30 Pro kann auf 60 Hz umschalten, mehr leider nicht.

Obwohl Sie die 144-Hz-Spitze möglicherweise nicht wirklich sehen, eignet sich das OLED-Display hervorragend zum Ansehen von Videos und Spielen und ist im Allgemeinen angenehm für das Auge, da es gestochen scharfe Bilder mit leuchtenden Farben liefert.

Top-Technik hier, wenig Ersparnis dort

Während Motorola für den Hauptchip und das Display relativ teure Spitzentechnologie verwendet, wurden beim Hauptkamerasystem Kompromisse eingegangen. Der vorherige Edge 20 Pro hatte noch ein einfaches Ultraweitwinkel- und Periskop-Teleobjektiv.

Beim Edge 30 Pro wurde das optische Teleobjektiv durch einen Tiefensensor ersetzt, der das System vor allem bei Porträtaufnahmen unterstützt. Motorola weist darauf hin, dass der superstarke Qualcomm-Chip das fehlende Tele effektiv ersetzen könnte. Dies mag in einer hellen Umgebung der Fall sein. Bei den dunkleren Motiven gab es bei den Teleaufnahmen des Edge 30 Pro allerdings ein etwas höheres Farbrauschen.

Nützliche Funktion für Gruppen-Selfies

Die Bilder der Hauptkamera sind scharf, hell und mit einem guten Dynamikumfang. Die Kamera ist in der Lage, verschiedene Texturen und Details zu erkennen, und die Bilder sehen lebendig aus, ohne dass eine ernsthafte Bearbeitung erforderlich ist.

Der Edge 20 Pro des Vorgängers musste dem Edge 30 Pro weichen: Stattdessen gab es „nur“ eine Kamera zum Sammeln von Tiefeninformationen für Hochformataufnahmen.

Motorola / dpa-tmn

Auch die Selfie-Kamera konnte im Test überzeugen: Mit einer Auflösung von 60 Megapixeln macht sie nicht nur detailreiche Fotos, sondern glänzt auch mit einem äußerst nützlichen Trick. Im Selfie-Modus leuchtet ein weißer Ring um die Kamera herum auf, der Ihre Blicke magisch anzieht. Sobald die Kamera mehrere Personen auf dem Foto erkennt, erscheint auf dem Display eine Anleitung, wie man die Kamera schwenkt, damit es hinterher alle auf dem Foto sehen können. Motorola nennt das ein „Gruppen-Selfie“.

Der Akku ist kein Dauerläufer, das Kraftpaket ein Sprinter

Wer den Edge 30 Pro für intensive Bildverarbeitungsaufgaben oder für längere Gaming-Sessions nutzt, muss Power dabei haben. Bei intensiver Nutzung hält der Akku nicht den ganzen Tag. Da hilft auch der um 300 mAh größere Akku nicht weiter.

Bei etwas weniger ambitionierter Nutzung hält der Akku den ganzen Tag. Während Apple, Samsung und Co. in Sachen Umweltschutz auf das Netzteil im Karton verzichten, legt Motorola einen hochwertigen Schnellladeadapter (68 Watt) bei. Damit lädt sich ein leerer Edge 30 Pro innerhalb von 45 Minuten wieder randvoll mit Energie auf.

Das Edge 30 Pro unterstützt den schnellen 5G-Mobilfunk und den neuen WLAN-Standard WiFi 6. Damit wird die Funktechnik auch in einigen Jahren noch relevant sein. Wie schon beim Vorgängermodell muss man an anderer Stelle Abstriche machen. Kabelloses Laden und guter Wasserschutz: keine. Motorola verzichtet auf die Schutzklasse IP68 und erhält nur die IP52-Zertifizierung. Damit ist ein normaler Schutz gegen Staub und Schutz gegen Tropfwasser gegeben.

Mit einem Preis von knapp 900 Franken zielt Motorolas Edge 30 Pro nicht auf die absolute Spitze. Aber an Produktivität mangelt es nicht.

Motorola / dpa-tmn

Fazit: Viele Stärken, kleine Schwächen

Das Motorola Edge 30 Pro bietet eine hervorragende Leistung mit dem neuesten Snapdragon-Chip und ist mit einem schönen 144-Hertz-Display ausgestattet. Die Kameras sind gut, aber nicht außergewöhnlich. In der Praxis wird die relativ kurze Akkulaufzeit bei intensiver Nutzung durch die extrem kurze Akkuladezeit kompensiert.

Für 899 CHF bekommt man ein gutes Smartphone fast ohne eingebautes Android. Wer hauptsächlich mit dem Smartphone fotografieren möchte, hat in dieser Preisklasse mit OnePlus 9RT oder Samsung Galaxy S21 FE starke Alternativen zur Auswahl.

DPA / dj