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Umweltrisiko Trifluoracetat – Pflanzengift TFA in Schweizer Trinkwasser – News

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Schweizer Trinkwasser enthält den Problemstoff Trifluoracetat (TFA). Sogar abgefülltes Markenwasser. Das zeigen Proben von SRF Investigativ. TFA ist schwierig zu filtern. Die EU untersucht den Stoff nun auf seine Gefährlichkeit. Die Schweiz tut sich immer noch schwer.

Autor: Maj-Britt Horlacher, Nadine Woodtli

Ob in Kühlmitteln oder Pestiziden: Trifluoracetat (TFA) findet sich in unzähligen Chemikalien. Die Substanz hat nützliche Eigenschaften, wirkt zum Beispiel als Stabilisator. Doch genau dieser Widerstand ist das Problem: Gelangt TFA ins Wasser, zerfällt es dort nicht, sondern reichert sich immer mehr an. “TFA ist sehr langlebig”, sagt Roman Wieget, Wasserversorger in Bernseeland, “Stoffe begleiten uns ein Leben lang.”

Tour de Suisse für Wasserproben

Um herauszufinden, ob tatsächlich TFA im Trinkwasser enthalten ist, hat SRF Investigativ zehn Wasserproben zwischen dem Bodensee und dem Neuenburgersee entnommen. Über Trinkhähne in Schulen, Gemeindezentren und Museen. Darüber hinaus analysierte die Redaktion sieben meistverkaufte Mineralwässer aus dem Handel.

Wie giftig ist TFA?

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Studien zeigen, dass TFA für Algen giftig ist. Das bedeutet, dass Pflanzen mit TFA im Wasser nicht mehr richtig wachsen können und teilweise absterben. Studien an Ratten und Kaninchen, die zum Teil noch laufen, zeigten auch bei Säugetieren Missbildungen und Wachstumsstörungen – allerdings nur bei sehr hohen Konzentrationen von Trifluoracetat. Daher riskiert Daniel Dietrich, Professor für Umwelt- und Humantoxikologie an der Universität Konstanz, die menschliche Gesundheit nicht. Aber er sagt: „Auch wenn TFA für den Menschen nicht giftig sein sollte, sollte man sich überlegen, ob der Stoff in die Umwelt gehört.“ Vergangenheit.

TFA in Schul- und öffentlichem Wasser

Das Wassertechnische Zentrum Karlsruhe fand in allen Trinkwasserproben TFA – zwischen 0,51 und 1,5 µg/l (Werte und Aussagen siehe Kasten). „Das ist der Situation in Deutschland sehr ähnlich“, sagt Carsten Nödler vom Labor. Höhere Konzentrationen werden in der Regel in landwirtschaftlich intensiv genutzten Gebieten gemessen.

Das Labor fand einen der höchsten TFA-Werte in Neerach. Wie viele andere in der Schweiz hat auch die Zürcher Gemeinde in den letzten Jahren viel Geld in Trinkwasser investiert. Für Bürgermeister Marcus Zink ist sauberes Wasser ein komplexes Thema: „Der Produzent will Chemikalien verkaufen, der Bauer will eine gute Ernte und die Bevölkerung will sauberes Wasser.“ Dies ist ein soziales Dilemma, das nur gemeinsam gelöst werden kann, und TFA ist wahrscheinlich nicht die letzte Chemikalie, die im Wasser gefunden wird.

Legende: 10 Gemeinden und ihre TFA SRF-Werte haben Wasserproben von diesen 10 Gemeinden genommen. Zur Einstufung von Konzentrationen: Bei Pestiziden müssen die Behörden die Maßnahmen von 0,1 µg/l überprüfen. Das Umweltbundesamt empfiehlt, 10 µg/l TFA im Wasser nicht zu überschreiten, der Richtwert liegt dort bei 60 µg/l. SRF

Das sagen die Kommunen zu den TFA-Werten

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Einige der 10 Gemeinden, in denen SRF Wasserproben entnahm, schrieben eine Erklärung. Zusammenfassend schreiben sie, dass ihr Trinkwasser uneingeschränkt trinkbar ist. TFA gilt bereits als unbedenklich und die gesetzlichen Anforderungen werden erfüllt. Teilweise sind neue Filtermethoden geplant oder erwogen. Mehr als eine Kommune schreibt auch, dass sie nur begrenzt Einfluss darauf haben, welche Stoffe ins Wasser gelangt sind. Belmont-Broye argumentiert, dass die TFA-Gefahrenbewertung „in der alleinigen Verantwortung der Bundesregierung“ liegt. Gerlafingen schreibt: „Als Wasserversorger stehen wir am Ende einer langen Kette und sind darauf angewiesen, dass Schadstoffe gar nicht erst ins Grundwasser gelangen.“ – weitere Anreicherung von TFA im Trinkwasser. Wir sind auf die Unterstützung von Fachkräften angewiesen und als Gemeinde daran interessiert, die Umsetzung von Strategien zu unterstützen. »

An TFA führt kein Weg vorbei. Wie das von SRF beauftragte Labor auch TFA in allen sieben Mineralwässern fand, mit Werten zwischen 0,08 und 0,76 µg/l (Werte und Aussagen siehe Kasten). Das verwundert den Verband Schweizerischer Mineralquellen- und Erfrischungsgetränkehersteller (SMS), «weil natürliches Mineralwasser aus geschützten unterirdischen Schichten stammt».

Warum ist TFA überall im Wasser?

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Trifluoracetat wird in vielen verschiedenen Bereichen verwendet. Beispielsweise ist TFA ein Abbauprodukt vieler Fluorchemikalien, die in Kältemitteln, Pestiziden und Arzneimitteln vorkommen. TFA gelangt auf unterschiedlichen Wegen ins Wasser: Kältemittel beispielsweise aus Klimaanlagen entweichen in die Atmosphäre und zersetzen sich dort, was zur Bildung von TFA führen kann. Dieses Trifluoracetat kehrt bei Regen oder Schnee auf die Erde zurück. Pestizide hingegen dringen in den Boden ein, wo sie sich zu TFA zersetzen, das ins Grundwasser gelangt. Es gibt zum Beispiel auch Fabriken, die ihr gemischtes Abwasser mit TFA direkt in einen Fluss entsorgen. Aus all diesem Wasser wird Trinkwasser gewonnen – Grundwasser, See- und Flusswasser sowie Quellwasser. Es gibt nur wenige natürliche TFA-Quellen, wie z. B. Tiefseeöffnungen im Meer, die nach Ansicht von Experten einen sehr kleinen Bruchteil der TFA-Konzentration im Wasser ausmachen.

Henniez hat bei den Messungen die höchste Konzentration. Nestlé Waters, zu der Henniez gehört, schreibt: „TFA steht auf keiner offiziellen Liste als besorgniserregender Stoff und wird von den Schweizer Behörden nicht als gesundheitsgefährdend eingestuft.“ Henniez ist absolut unbedenklich und kann bedenkenlos getrunken werden.

Legende: 7 Mineralwässer und ihre TFA-Werte Diese Mineralwässer gehören zu den meistverkauften der Schweiz. Zur Einstufung von Konzentrationen: Bei Pestiziden müssen die Behörden die Maßnahmen von 0,1 µg/l überprüfen. Das Umweltbundesamt empfiehlt, 10 µg/l TFA im Wasser nicht zu überschreiten, der Richtwert liegt dort bei 60 µg/l. SRF

Das sagen Mineralwasserhersteller zu den TFA-Werten

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  • Nestlé Waters (Henniez): «Die kleinen Spuren, die Sie in Ihren Tests gefunden haben, haben keine Auswirkungen auf die Gesundheit. Um Ihnen eine Vorstellung davon zu geben, wie unendlich klein diese Bahnen sind, sie entsprechen ungefähr den wenigen Tropfen, die Sie einem 2.500.000-Liter-Olympiabecken hinzufügen. Die Qualität und Sicherheit unseres Wassers haben bei unserer Arbeit höchste Priorität. Deshalb führen wir in unserer Abfüllanlage in Henniez täglich über 500 strenge Qualitätstests unseres Wassers und unserer Produkte durch. »
  • Schweizer Mineralquellenverband (Evian, Valser und Henniez): „Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) sieht kein Gesundheitsrisiko in TFA. Natürliches Mineralwasser kann unbeschwert getrunken werden. Es ist noch nicht klar, inwieweit TFA durch menschliche Aktivitäten oder natürliche Prozesse in die Umwelt gelangt.
  • Coop (Swiss Alpina, Prix Garantie): „Für eine umfassende Bewertung bewährter Werte braucht es eine solide rechtliche und wissenschaftliche Grundlage. Wir prüfen die getesteten Produkte und analysieren den Produktionsprozess entsprechend. »
  • Migros (Aproz, M-Budget): „Es gibt keinen gesetzlichen Grenzwert für Trifluoracetat, daher wird dieser nicht überschritten. Unsere Produkte weisen im Vergleich zu verschiedenen Leitungswasserproben in verschiedenen Gemeinden deutlich niedrigere Trifluoracetatwerte auf. Die Sicherheit unserer Produkte hat für uns oberste Priorität – wir beobachten die Entwicklungen bei Trifluoracetat weiterhin sehr genau.“

Auf dem Radar in der EU

Trifluoracetat wird auch als „Dauerchemikalie“ bezeichnet, da die Substanz mit etablierten Methoden nicht aus dem Wasser herausgefiltert werden kann. Die TFA-Konzentrationen im Wasser werden wahrscheinlich nur in Zukunft zunehmen. IN…