27. April 2022, 19:05 Uhr Aktualisiert um 19:09 Uhr
20.000 Anwohner haben bald kein Parkrecht mehr im Graefekiez in Kreuzberg. Das Pilotprojekt muss mindestens sechs Monate dauern.
Von Stephan Peter
Die Bergmannstraße wird zur Fußgängerzone, die Oranienstraße bald für Pkw gesperrt. Der Kampf gegen das Auto ist in Kreuzberg härter als anderswo. Jetzt droht dem Graefekiez ein Fahrverbot für mindestens ein halbes Jahr!
SPD und Grüne planen einen „Umgestaltungstest im öffentlichen Raum“. Sie soll sechs bis zwölf Monate dauern. In dieser Zeit dürfen rund 20.000 Anwohner zwischen Cottbusser Talsperre und Hazenheide ihre Autos nicht im Quartier parken.
Imke B. (30 Jahre, Projektleiterin): „Ich habe auch ein Auto, aber ich benutze es nie in der Stadt. Normalerweise finde ich hier sowieso keinen Parkplatz – ich kann im Parkhaus von Karstadt parken. Ich fände es schön, wenn hier keine Autos mehr wären.“ (Foto: Christian Lohse)
Für 30 Euro im Monat muss man im Karstadt-Parkhaus am Hermannplatz sein. Autofahren im Quartier soll weiterhin erlaubt sein, Parkplätze sollen aber nur für Car- und Behinderten-Sharing zugänglich sein.
Florian Aiker (30, Gastronom): „Hier stehen nur etwa 50 Prozent der Autos der Anwohner. Die andere Hälfte sind Gratis- oder Langzeitparkplätze. Natürlich wird dies ein toller Urlaub für die Bewohner, man muss sich etwas überlegen. Ich weiß nicht, ob es die richtige Entscheidung ist. Vielleicht wäre für den ersten Schritt eine Anwohnerparkordnung das Beste“ (Foto: Christian Lohse)
„Es geht nicht darum, das Gebiet komplett autofrei zu machen“, sagte Peggy Hochstadter, SPD-Kreisrätin. „Allerdings müssen wir in einem so dicht besiedelten Gebiet Gerechtigkeit für die Gegend schaffen und ein höchstmögliches Maß an Sicherheit für die schwächsten Verkehrsteilnehmer schaffen.
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Den Antrag haben PSD und Grüne am Mittwoch beim Landtag eingereicht. Es wird im Mai in der Verkehrskommission beraten. Die Entscheidung gilt als sicher, beide Seiten haben eine Mehrheit im Landkreis.
Der Widerstand kommt von der Union. “Dieses Projekt ist illegal und undemokratisch”, kritisierte HDZ-Chef Timur Hussein. „Alle Bewohner hier wurden wegen des Versuchs verhaftet und müssen dafür bezahlen. Ich hoffe, jemand beschwert sich darüber – ich würde als Anwalt für sie zur Verfügung stehen.“
Alina Blanca (37, Sicherheitsbeauftragte): „Ja, das begrüße ich sehr. So viele Autofahrer wohnen nicht hier, parken aber ihre Karren hier. Bitte endlich ohne Autos wie auf der Friedrichstraße!“ (Foto: Christian Lohse)
Auch der FDP-Abgeordnete Michael Heisel ist gegen das autofreie Quartier: „Parkplätze zu streichen löst das Problem nicht. Andererseits. Viele Anwohner werden ihre Autos in den umliegenden Straßen parken, wo Parkdruck und Staus zunehmen werden.“
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