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Er liebte sphärische Klänge und perfektionierte jeden Ton mit seiner Schulze-Atmo. Klaus Schulze ist Mitbegründer der Berlin School und ein wichtiger Vertreter des Krautrock. Nun ist er im Alter von 74 Jahren gestorben.
Der Pionier des „Krautrock“, ein einsamer Keyboarder, eine Inspirationsquelle für Ambiente und Techno: Klaus Schulzes Bedeutung für die elektronische Musik ist kaum zu überschätzen.
Wenn ein Kraftwerk, vielleicht NEU! Waren die wichtigsten Bands aus dem ursprünglich spöttisch betitelten “Krautrock”, dann war Klaus Schulze vielleicht der wichtigste Solomusiker.
Der deutsche Elektronik-Pionier arbeitet zu Ende an seinen umfangreichen, hypnotischen Kompositionen mit Titeln wie „Osiris“ oder „Breath of Life“, die eigentlich keinen Anfang und kein Ende hatten und gerade deshalb so faszinierend waren.
Nun ist der deutsche Sound-Erfinder in der Nacht zum Dienstag im Alter von 74 Jahren gestorben – wenige Wochen vor der Veröffentlichung seines neuen Albums „Deus Arrakis“.
Legende: Immer mit Leidenschaft und Enthusiasmus: Klaus Schulze bei einem Konzert im Forum Theatre in Hatfield am 22. April 1983. National Jazz Archive / Heritage Images / Getty Images
Der Tod des international einflussreichen Musikers kam “nach langer Krankheit, aber plötzlich und unerwartet”, wie sein Sohn Maximilian Schulze und Frank Ule, Geschäftsführer der Plattenfirma SPV, am Mittwoch mitteilten.
Laut Frank Ulle Schulze war er ein „Überzeugungsmann“ und ein „Ausnahmekünstler“. “Diese Nachricht hat uns noch härter getroffen.”
“Schulze hat die transsexuelle Natur von Techno mitgeprägt”
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Klaus Schulze ist ein Pionier der elektronischen Musik. Musikjournalist Bjørn Schaeffner über die Bedeutung des Synthesizers.
SRF: Techno-DJs nennen oft Klaus Schulze als wichtigen Einfluss. Was ist charakteristisch für seinen Klang?
Bjørn Schaeffner: Das sind fließende, pulsierende, elektronische Klanglandschaften. Und bei Schulze waren sie oft episch lang: Er selbst sagte, es sei viel einfacher für ihn, einen 60-Minuten-Song zu bauen als einen Vier-Minuten-Song. Die Möglichkeiten dazu fand er im Synthesizer. Dadurch fühlt es sich im Design viel freier und autonomer an.
Woher kam Schulze als Musiker?
Damals spielte er in der Band „Tangerine Dream“ in Berlin – und besuchte das Studio des Schweizer Experimentalmusikers Thomas Kessler. Kessler war einer der Gründe, warum er mit der Rocktradition brach und seinen eigenen Weg ging. Schulze kombiniert psychedelische Klänge aus den 1960er Jahren mit Einflüssen aus Free Jazz und klassischer Musik. Richtig elektronisch wurde es aber, als er 1972 seine Solokarriere begann.
Schulze wird ihr Großvater genannt. Ist es wahr?
Gleiches gilt für Kraftwerk, Giorgio Moroder oder Yello. Musik hat immer viele Väter und Mütter. Klaus Schulze war sicherlich einer der wichtigsten Pioniere der elektronischen Musik und hat das „Trance-Like“ im Techno mitgeprägt, dieses Gefühl, sich „in der Musik verlieren zu wollen“. Mit seinen langsamen Sounds beeinflusste er auch die Ambient-Musik, die Brian Eno später in den Mainstream brachte.
Was bleibt von Klaus Schulze?
Er hinterließ eine bemerkenswerte Arbeit – auch quantitativ: Er absolvierte über 60 Studioaufnahmen. Als Musiker lotet er die Grenze zwischen Tanzhypnose und Tiefenentspannung aus. Und auf ihrer Facebook-Seite schrieb die Familie: „Du weißt, wie er war: Seine Musik war wichtig, nicht seine Persönlichkeit.“
Der Synthesizer überraschte sogar Bowie
„Allein der Berliner Elektrowolf hat Anfang der 1970er-Jahre sphärische Klänge aus den damals äußerst komplexen Moog-Synthesizern abgeleitet. Ein Pionier des Ehrgeizes“, schreibt das Musikmagazin „Rolling Stone“ in einer aktuellen Einschätzung.
Bekannt wurde Schulze zunächst als Schlagzeuger in der Band Tangerine Dream um Edgar Froze, die Mitte der 1970er Jahre unter anderem David Bowie inspirierte, und als Mitglied von Ash Ra Tempel.
Schulze ist Mitbegründer der Avantgarde „Berliner Schule“ mit ihren repetitiven und geräuschvollen Klangstrukturen, weit über normale Popmusik hinaus.
Schulze trat live in seinen Keyboards und Synthesizerschlössern auf, frönte aber auch gerne Filmmusik. Auf diese Weise hat der Berliner „alle Stile, die aus der elektronischen Musik hervorgegangen sind, maßgeblich beeinflusst“, von Ambient bis Techno, wie sein Label betont.
Seine Klänge zwischen Seele und Technik
„Viele der großen internationalen DJs nennen ihn liebevoll ihren ‚Godfather of Techno‘. Vom Solo-Debüt „Irrlicht“ (1972) über die Schlüsselwerke „Timewind“ (1975) und „Mirage“ (1977) bis hin zu den neueren Alben mit Sängerin Lisa Gerrard und dem aktuellen „Deus Arrakis“, ein Regenbogen aus rund 50 Schulze-Abschnitten – Platten.
1978 gründete er das Musiklabel Innovative Communication und produzierte unter anderem die Hitband Neue Deutsche Welle „Ideal“, in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts war er Co-Produzent der Popgruppe „Alphaville“.
Schulzes einzigartige „Atmosphäre“ spiegelt sich auch in seinen Produktionen unter dem Pseudonym Richard Wahnfried, im Soundtrack und in Kollaborationen mit Künstlern wie Arthur Brown, Michael Shrive und Hans Zimmer wider.
„Die Musik von Klaus Schulze war noch nie so relevant wie jetzt“, lobte der Oscar-Preisträger Zimmer (Dune) im vergangenen Dezember. „Die Arbeit von Klaus ist mehr denn je die perfekte Balance zwischen Seele und Technologie. Elektronen als Botschafter der Romantik. Meister … “
Geschenk des Lebens
Schulze war verheiratet, hatte zwei ältere Söhne und vier Enkelkinder. Der Abschied sollte im engsten Familienkreis stattfinden, wollte er. Seine Musik ist wichtig, seine Persönlichkeit nicht.
Er selbst sagte über sein neuestes 70-Minuten-Werk Deus Arrakis, es basiere auf Frank Herberts berühmtem Düne und sei letztlich ein Gruß „im weitesten Sinne an das große Geschenk des Lebens“.
Radio SRF 2 Kultur, Kulturnachrichten, 28. April 2022, 19.06 Uhr; sda/dpa/brec/bera/zehr
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