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Die Lohnforderung steigt: Vorsicht vor dem großen Ende!

STELLUNGNAHME Lohnanforderungen am 1. Mai

Traditionell finden am 1. Mai Gewerkschaftsdemonstrationen statt, immer mit dem Tenor: höhere Löhne. Doch in diesem Jahr könnten solche Forderungen fatale Folgen haben. Denn die Inflation droht außer Kontrolle zu geraten.

Es ist der 1. Mai, der Tag des Arbeitskampfes und der Gewerkschaftsdemonstrationen. Die Forderungen sind klar: Die Löhne müssen wegen der hohen Inflation steigen. Zuletzt forderte DGB-Chef Rainer Hoffmann einen “Inflationsausgleich”, die IG Metall forderte sogar 8,2 Prozent mehr Geld für Stahlarbeiter in Nordwest- und Ostdeutschland.

Aber diese Forderungen sind nicht klug. Außerdem sind sie tatsächlich ziemlich gefährlich. Klar: Alles wird teurer, die Inflation stieg im April auf 7,4 Prozent. Forderungen nach höheren Löhnen sind daher eine gute Idee. Aber die Gewerkschafter haben die Rechnung ohne Wirtschaftstheorie gemacht, genauer gesagt: die Lohn-Preis-Spirale.

Darin heißt es, dass Preise und Löhne weiter eskalieren. Da Arbeitnehmer angesichts der Inflation ständig höhere Löhne fordern und erhalten, steigen die Kosten für Unternehmen. Diese wiederum geben dies an die Verbraucher weiter, wodurch das Preisniveau steigt. Und alles beginnt von vorne.

Die Folgen der Lohn- und Preisspirale sind fatal

Verlierer in der Lohn- und Preisspirale sind nicht tarifgebundene Arbeitnehmer, wie zum Beispiel Selbständige. Für sie wird alles teurer, und ihre Gehälter steigen nicht im gleichen Maße. Auch Menschen, die derzeit ohne Arbeit sind, sind von der Inflationsspirale stark betroffen.

Ganz abgesehen davon: Es ist sehr schwierig, die Spirale zwischen Löhnen und Preisen wieder einzufangen. In diesem Fall muss die Europäische Zentralbank die Zinsen schneller anheben, als sie es ohne sie geplant hätte. Dies könnte jedoch die Wirtschaft stoppen, die ohnehin schon ziemlich anfällig ist.

Die Folgen eines solchen Szenarios wären unangenehm. Hohe Arbeitslosigkeit zum Beispiel. Außerdem besteht immer noch die Möglichkeit, dass Putin die Gaslieferungen stoppt – der Kreml-Autokrat ist unberechenbar. Dies könnte einen Zusammenbruch der Wirtschaft bedeuten.

Ökonomen warnen vor einer Lohn-Preis-Spirale

Sam: Es braucht keine Lohn- und Preisspirale von der Theorie zur Praxis. Aber die Zeichen stehen momentan einfach nicht gut. Auch ifo-Präsident Clemens Fust sagte kürzlich gegenüber t-online: „Wir stehen kurz vor der Lohn-Preis-Spirale.“

Anstatt Lärm zu machen, sollten die Gewerkschaften schweigen, ihre Mitglieder beruhigen – und keine eskalierende Inflation riskieren. Natürlich: Arbeitnehmer sind nur die eine Seite der Vertragsparteien, die andere Seite sind Arbeitgeber, die auch bei Gehaltserhöhungen mitreden können.

Aber am Ende könnte eine höhere Inflation von genügend Menschen kommen, die daran glauben, dass sie kommt. Also, wenn sich die Inflationserwartungen verhärten. Und daran haben die Gewerkschaften mit entsprechenden Forderungen nach Inflationsanpassungen einen fairen Anteil.

Mitarbeiter sollten nicht mit leeren Händen gehen

Dass Arbeitnehmer nun auf höhere Gehälter verzichten müssen, heißt nicht, dass sie leer ausgehen müssen. Und das sollten Sie auch. Schließlich kann niemand leugnen, dass die Inflation seit Monaten steigt und Geld immer weniger wert ist. Weder die Arbeitgeber noch die Wirtschaftstheorie.

Der Wunsch nach Einmalzahlungen der Arbeitgeber wäre klüger als die Forderung nach höheren Löhnen, die über die aktuell hohe Inflation hinaus wirken würden. Auf diese Weise kann die Gefahr einer Lohn- und Preisspirale sowie der Inflation vermieden werden.

Allerdings gilt auch hier die eben genannte Warnung: Ruhe bewahren, nicht übertreiben. Sonst kommt das böse Ende – früher als uns lieb ist.