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Berliner Polizei sieht „friedlichsten Maifeiertag seit Jahrzehnten“

Bilanz der Demonstrationen – Berliner Polizei sieht „friedlichsten Maifeiertag seit Jahrzehnten“

dpa / Christoph Söder

Audio: Inforadio 02.05.22 | Francisca Hopen Bild: dpa / Christoph Söder

In diesem Jahr gab es kleinere Scharmützel, aber das Fazit ist, dass die Demonstration der “Revolutionären Maidemonstration” friedlich blieb. Polizeipräsident Slovik und Innensenator Spranger lobten die Polizei. Eine Untersuchung ist im Gange, nachdem die Eier auf den Bürgermeister geworfen wurden.

Die Berliner Polizei zeigte sich nach dem Großeinsatz am 1. Mai zufrieden und sprach vom friedlichsten Maifeiertag der Hauptstadt seit Jahrzehnten. Polizeichefin Barbara Slovik sagte am Montagmorgen, es habe noch weniger Gewalt gegeben als im Vorjahr. Der Abend sei „friedlich“ gewesen, so Slowik im rbb24-Inforadio.

Sie führt dies unter anderem auf „gute Polizeikonzepte“ zurück, unter anderem im Kottbusser Tor – aus ihrer Sicht ein „neuralgischer Punkt“, da dort eine neue Polizeiwache gebaut werden müsse. Auch mit den Veranstaltern gab es sehr intensive Gespräche zur Zusammenarbeit. Auch bei der Änderung der Route wurden ihre Interessen berücksichtigt. „Gleichzeitig haben wir mit sehr strengen Auflagen sehr deutlich gemacht: Wir werden auch aktiv werden und uns auflösen“, sagte Slovik.

Die Gewerkschaft hat etwa 30 leicht verletzte Polizisten

Auch Senatorin Iris Spranger (SPD) zog eine positive Bilanz. Sie betonte, dass die Polizei seit Monaten an dem Einsatzkonzept arbeite und die Strecken der Demonstrationszüge sehr genau analysiert worden seien. Auch in der Walpurgisnacht sei es ruhig, betonte der Innensenator.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) sprach am Montagmorgen von etwa 30 verletzten Polizisten. „Aber wir wissen jetzt schon, dass es nur leicht verletzte Kollegen sind“, sagte Sen. Spranger. Auch das sei ein „sehr gutes Ergebnis“ für ein Mai-Wochenende in Berlin. Spranger sagte, die endgültigen Zahlen würden erst am Montagabend verfügbar sein, da noch Berichte von Beamten aus anderen Bundesstaaten eingingen.

Vereinzelt Gefechte in Kreuzberg

Nach Schätzungen der Polizei marschierten rund 14.000 Menschen zur traditionellen 1. Mai-Demonstration linker und linksradikaler Gruppen durch Berlin. Die Organisatoren sprachen von etwa 20.000 Teilnehmern. Größere Ausschreitungen gab es nicht.

Allerdings kam es gelegentlich zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizei, und die Stimmung kippte für das Finale auf dem Oranienplatz in Kreuzberg. Nach ersten Angaben der Polizei gibt es 37 Festnahmen. Flaschen flogen und Böller wurden auf Polizisten geworfen, wie rbb-Reporter feststellten. Die Polizei setzte Tränengas ein. Bengalische Feuer sind ebenfalls zu sehen. Slovik spricht von etwa 500 gewalttätigen Teilnehmern aus dem linksextremen Spektrum.

Innensenator Spranger sagte wenige Tage vor dem 1. Mai, er erwarte am Abend Gewaltausbrüche. Im vergangenen Jahr wurden mehr als 350 Polizisten festgenommen und fast 100 verletzt.

Etwa 200 pro-palästinensische Demonstranten

Der Protestmarsch vom Herzbergplatz in Neukölln zum Oranienplatz in Kreuzberg wurde von einem Block von meist türkischen und arabischen Migranten angeführt, die als Migranten bekannt sind.

Auch viele pro-palästinensische Gruppen nahmen daran teil. Darauf achtete die Polizei besonders. Als die Behörden eine für Freitag geplante Demonstration pro-palästinensischer Initiativen aus Angst vor antisemitischen Vorfällen untersagten, bestätigten die Gerichte die Entscheidung.

Viele Menschen schwenkten am Sonntag palästinensische Fahnen, andere riefen “Free Palestine”. Mehrere Reden kritisierten die israelische Politik scharf. Auch der Slogan „Palästina wird vom Fluss bis zum Meer frei sein“ war zu hören.

Es gab einen Block von etwa 200 pro-palästinensischen Demonstranten, sagte Slovik. Ihr seien “natürlich einige anti-israelische Videos im Internet aufgefallen”. Die Polizei arbeite nun an „Null-Toleranz für antisemitische Äußerungen“, bestätigte Slovik. Ob weitere Demonstrationen pro-palästinensischer Gruppen wie vor dem 1. Mai verboten würden, ließ sie offen.

Sowohl Koalition als auch Opposition bewerten den Kurs positiv

Auch Politiker der rot-grün-roten Koalition sowie der Opposition zeigten sich erfreut über die Maiaktion.

Der innenpolitische Sprecher der HDZ-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Frank Balzer, lobte die Polizei. Sie würden den Vorführzug selbstbewusst begleiten. Die Strategie, die Route durch engere Straßen umzuleiten, ist aufgegangen. Zuvor gab es Befürchtungen, dass dies zu Problemen führen könnte. Die FDP sagte, sie habe bemerkt, dass die Polizei gut auf den 1. Mai vorbereitet sei.

Linken-Innensprecher Niklas Schrader sagte, er begrüße es, dass die Polizei vorsichtiger und gelassener agiert habe als zuvor. Im letzten Jahr war die Verwendung weit verbreitet und manchmal unverhältnismäßig.

Die Polizei untersucht das Werfen von Eiern auf Gifi

Nachdem der Regierende Bürgermeister von Berlin Francisco Gif (SPD) bei einer Kundgebung des Deutschen Handelsbundes (DGB) mit Eiern beworfen wurde, sucht die Polizei weiter nach dem Täter. Es würden Zeugen befragt und Videos angeschaut, sagte eine Polizeisprecherin. Es wurden Ermittlungen wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung und Beleidigung einer politischen Persönlichkeit eingeleitet.

Bei der DGB-Kundgebung am Sonntag wurde Giffe beschimpft und mit Eiern beworfen. Ein Mitarbeiter kämpfte jedoch mit einem Regenschirm gegen das Ei. Senats- und DGB-Sprecher bestätigten den Vorfall, der in Videos auf Twitter zu sehen war. Die Menge forderte auch ein Volksbegehren in Berlin zur Enteignung von Wohnungsunternehmen.

Gewerkschaftsfunktionäre und Politiker kritisierten den Angriff. Die Präsidentin des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) Berlin-Brandenburg, Katja Karger, kündigte am Sonntagabend an: „Protest ist erlaubt. Aber demokratisches Miteinander bedeutet, trotz gegensätzlicher Meinungen aufeinander zu hören. Wir akzeptieren nicht, was hier von manchen angeboten wird, wir verurteilen solches Verhalten grundsätzlich.“

Show: Abendshow, 2. Mai 2022, 19:30 Uhr