Germany

Für die Klimaveranstaltung im Bundeshaus gibt es kaum Interesse

Klimawissenschaftler und Politiker trafen sich am Montag im Bundeshaus zu einem gemeinsamen Austausch. Doch die rechte Seite des Nationalratssaals blieb fast leer. Bürgerliche Politiker waren offensichtlich nicht sehr daran interessiert, sich mit Klimaexperten auszutauschen.

Dass es überhaupt zu diesem Ereignis kam, geht auf den Hungerstreik von Guillermo Fernandez (47) zurück. 39 Tage lang protestierte er vor dem Bundeshaus und forderte Bundesrätin Simonetta Somaruga, 61, auf, die Bundesversammlung zu obligatorischen Schulungen zu Klima- und Umweltnotfällen einzuladen. Fernandez warf Politikern vor, über den “absoluten Ernst der Lage” schlecht informiert zu sein – “selbst die Grünen”. Besonders besorgt war der dreifache Vater um die Zukunft der Kinder.

Der von Nationalratspräsidentin Irene Kalin, 35, am Montag einberufene Dialog zwischen Wissenschaft und Parlament zu den neusten Berichten zu Klima und Biodiversität hat laut Fernandez seinen Auftrag erfüllt.

“Keine kritischen Stimmen”

Die Teilnahme an der Klimaveranstaltung war nicht verpflichtend. Und so tauchten unter rund 75 Parlamentariern nur wenige SVP-Politiker auf. Der Nationalrat von St. Galler SVP Mike Eger (29) begründete sein Fehlen wie folgt: «Die Veranstaltung verlief ohne kritische Stimmen.» Deshalb wurden kontroverse Diskussionen zu Themen wie Versorgungssicherheit ignoriert.

Auch SVP-Nationalrätin Monica Rüger, 54, fehlte. Sie habe Termine, sagte sie auf Nachfrage. Zudem ist sie als Mitglied des Umweltausschusses bestens über den Klimawandel informiert: „Was wir brauchen, sind tragfähige klimapolitische Lösungen ohne Streiks“, sagt Rüger. Albert Rosti (54) war einer der wenigen SVP-Vertreter, die an der Veranstaltung teilnahmen. Außerdem ist er Vizepräsident des Ausschusses für Umwelt, Raumordnung und Energie.

Demonstration vor dem Bundeshaus

Auch FDP-Nationalrat Christian Wasserfalen, 40, boykottierte die Veranstaltung: «Solche Streiks muss man nicht mit einer Veranstaltung belohnen, ich suche ständig den Dialog mit der Wissenschaft», sagte der Berner.

Das sehen die Veranstalter anders. Der Austausch sei auch ein wichtiger erster Schritt für die künftige Kommunikation zwischen Wissenschaft und Politik, resümiert ETH-Professorin Sonia I. Seneviratne. Kalin sagte auch, er hoffe, dass das Treffen den Dialog zwischen Wissenschaft und Politik ankurbeln werde – auch wenn die Linke stärker vertreten sei.

Professor Marcus Fischer aus Bern, Mitglied des Expertenrates des World Biodiversity Council, nannte es „extrem wichtig“, von Wissenschaft und Politik legitimierte Studien in der Diskussion zu zitieren.

Während sich Politiker und Wissenschaftler drinnen austauschten, demonstrierten Aktivisten draußen vor dem Parlamentsgebäude für gesunde Klimamaßnahmen. Etwa 200 Menschen hatten sich am frühen Nachmittag mit Transparenten versammelt. (sie / SDA)