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U-Ausschuss: Dementis dominierten Pilnaceks schwierige Politikstudie

Auf . – 03.05.2022 20:51 (akt 03.05.2022 20:54)

Pilnacek saß am Dienstag im Ausschuss U. © APA / HELMUT FOHRINGER (Symbolbild)

Der inzwischen abgesetzte Justizsektionär Christian Pilnacek lehnte am Dienstag zu Beginn seiner Vernehmung eine Beantwortung fast aller Fragen des U-Ausschusses ab.

Pilnacek begründet dies vor allem damit, dass ihm zuvor der Zugriff auf seine von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmten E-Mails und Chat-Nachrichten verweigert wurde. Dies führte zu mehreren Unterbrechungen, „Ständen“ und Diskussionen zwischen Abgeordneten.

Pilnacek: Bereit, nach Inspektion und Überprüfung wieder in der Untersuchungskommission aufzutreten

In seiner Einführungsrede beklagte Pilnacek den fehlenden Zugang zu seinen Dokumenten, der “verfassungsrechtlich” nicht gerechtfertigt sei. Er sei derzeit nicht in der Lage zu beurteilen, „ob mir aus dem Zusammenhang gerissene Passagen schaden – deshalb verweigere ich im Moment die Aussage“, erklärte der ehemals mächtige Sektionschef vor der Sitzung mit Fragen und Antworten. Die Staatsanwaltschaft Innsbruck ermittelt gegen Pilnacek wegen des Verdachts der Falschaussage, des Verdachts der Preisgabe von Dienstgeheimnissen und des Amtsmissbrauchs. Er ist jedoch immer bereit, zum U-Komitee zurückzukehren, nachdem er alle E-Mails und Chats gesehen und überprüft hat. – Fragen beantworte ich gerne.

Pilnacek spricht über das Einreichen von Vorschlägen

Pilnacek sagte auch, er habe unzählige Anträge im Zusammenhang mit den fehlenden Dokumenten gestellt, die “bis heute ungeklärt sind”. Mehrere Beschwerden und Berufungen sind anhängig oder unbeantwortet, beispielsweise beim Justizministerium, der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft, dem Bundespräsidenten. Er hat sogar Revision beim Bundesverwaltungsgericht eingelegt.

Auch seien die Chats unzulässig gewertet und unzulässig an die Kommission weitergeleitet worden. Von dort, so Pilnacek, seien einige von ihnen „unzulässig“ in die Medien gelangt.

Pilnacek zog es vor, nicht zu antworten

Die erste Fragerunde nach der Einführungsrede von Pilnaček und die allgemeinere Fragerunde des Richters gestalteten sich äußerst schwierig. Pilnacek hat sich bereits entschieden, die Fragen der ersten Abgeordneten Nina Tomaseli (Grüne) mit erneutem Hinweis auf seine fehlenden Unterlagen zu beantworten. Insbesondere betonte er, dass er es nicht riskieren wolle, falsche Angaben zu machen (mangels angemessener Auswendiglernung der Fakten).

Pilnaceks Aktionen führten zu mehreren Debatten über die Geschäftsordnung und die “Rangfolge” der Gesetzgeber, die den größten Teil der ersten drei Stunden der Befragung in Anspruch nahmen. Richter Wolfgang Pöschl erklärte, er glaube nicht, dass es zu einer generellen Aussageverweigerung kommen könne, da Pilnacek die Daten nicht verfüge – der Auskunftgeber müsse auf die Vorlage von Unterlagen antworten. Wenn der Befragte kein Gedächtnis hat, dann kann er es richtig darstellen. Der Auskunftsgeber kann jedoch Gründe für die Aussageverweigerung zu den gestellten Fragen angeben.

Pilnacek zweifelt Dokumente an

Genau das hat Pilnacek bei fast allen Themen getan, was wiederum zu mehreren Debatten über die Geschäftsordnung geführt hat. Zudem stellte der Auskunftsgeber die von den Abgeordneten vorgelegten Unterlagen in Frage: Auf seine Anfrage an die Staatsanwaltschaft Innsbruck hätten diese dem Ausschuss keine Unterlagen übermittelt. Tomaseli hingegen erklärte, dass die Unterlagen von der Staatsanwaltschaft Innsbruck verschickt worden seien.

Während ÖVP-Abgeordnete, allen voran Christian Stocker, den Argumenten Pilnaceks folgen konnten, bezweifelten Abgeordnete anderer Fraktionen, ob die Ablehnungen tatsächlich rechtens seien.

Pilnacek zur Situation im U-Ausschuss

Pilnacek betonte in seiner Einführungsrede, dass er sein Leben lang dem Rechtsstaat gedient habe. Seine Position im U-Ausschuss sei mit den Grundsätzen eines fairen Verfahrens nicht vereinbar. Abgesehen davon startete Pilnacek einen totalen Angriff. So kritisierte er etwa, dass die Generalstaatsanwaltschaft ihr Verfahren zwar nach Innsbruck delegiert habe, das Justizministerium aber „die Entscheidung ausgehöhlt“ habe, indem es den für die Wiener Ermittlungen zuständigen Staatsanwalt in Innsbruck ernannt habe. „Das ist auch ein politischer Einfluss“, sagte Pilnacek.

Er kritisierte auch die WKStA, die Berichten zufolge eine “Abschussliste” habe, auf der auch Oberstaatsanwalt Johann Fuchs und Altkanzler Sebastian Kurz (ÖVP) aufgeführt seien. Vielleicht sollten die Abgeordneten in Betracht ziehen, dass sie, wenn sie die Aktivitäten der Agentur in Frage stellen, als Nächstes auf der Liste stehen könnten, sagte Pilnacek.

Pilnacek kritisierte Schröder

Der abgesetzte Sektionschef kritisierte auch den Vorsitzenden des Oberlandesgerichts Innsbruck, Klaus Schröder, der von einer gründlichen Neubewertung des Pilnacek-Systems sprach. Es sei “erniedrigend, unmenschlich und voreingenommen”, sagte Pilnacek, “und es ist nicht mit den Grundsätzen eines fairen Verfahrens vereinbar.”

Zuvor war Fuchs, der Leiter der Wiener Oberstaatsanwaltschaft, eingeladen worden. Die Opposition sieht ihn wie in Pilnacek als Unterstützer eines türkischen Netzwerks in der Justiz. „Ich gehöre keiner Partei an, ich bin in keinem Netzwerk“, sagte Fuchs. Politische Einflussnahme auf die Ermittlungen könne er ausschließen, was für ihn auch bedeutungslos wäre, wiederholte er bei seiner Vernehmung.