Germany

Umfrage: Zufriedenheit mit Gesundheitssystem gesunken – Wien Online – Coronavirus Wien

13.05.2022 05:00 (akt 13.05.2022 05:00)

In der Austrian Healthcare Facility in Schladming wird über die Zukunft des österreichischen Gesundheitssystems diskutiert. © APA/ANNEMARIE HAPPE

Eine Studie des Österreichischen Gesundheitsforums zeigt, dass die Zufriedenheit mit der österreichischen Gesundheitsversorgung und das subjektive Gesundheitsempfinden zurückgegangen sind.

Das Gesundheitssystem steht vor großen Herausforderungen. Die Gesellschaft altert, chronische Krankheiten nehmen zu und das Potenzial für die familiäre Versorgung sinkt – und gleichzeitig droht ein Mangel an Ärzten und Pflegekräften. Zudem sind laut einer Studie des Österreichischen Gesundheitsforums die Zufriedenheit mit der österreichischen Gesundheitsversorgung und das subjektive Gesundheitsempfinden zurückgegangen. Beim Kongress in Schladming wird noch bis zum 14. Mai nach Lösungen für die drängenden Probleme gesucht.

Die Zufriedenheit der Österreicher mit dem Gesundheitssystem ist gesunken

In Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Gesundheitsforum (AHF), das dieses Jahr bereits zum dritten Mal sein Online-Meeting in Schladming veranstaltet, haben Paul Unterhuber und sein Team von Demox Research eine österreichweit repräsentative Befragung von rund 1.000 Personen online durchgeführt. Teile der im April 2022 durchgeführten Befragung werden dieser Tage beim Netzwerktreffen in Schladming vorgestellt.

30 Prozent der Österreicher sind mit dem Gesundheitssystem unzufrieden

Demnach gaben 67 Prozent der Befragten unter anderem an, mit dem heimischen Gesundheitssystem zufrieden zu sein – 51 Prozent von ihnen waren „eher zufrieden“ und 16 Prozent „sehr zufrieden“. Dagegen äußerten 30 Prozent Unzufriedenheit. Ein Vergleich mit Umfragen während der AHF zeigt jedoch die Veränderung: Demnach liegt die Zufriedenheit im Mai 2019 noch bei 76 Prozent, im April und Mai 2020 sogar zwischen 81 und 90 Prozent.

Viele haben den Wert des Gesundheitssystems in der Corona-Krise anerkannt

„Nach Ausbruch der Corona-Pandemie haben viele die Bedeutung des Gesundheitswesens erkannt und waren dankbar für die gute Versorgung in Österreich. Wir sehen aber auch, dass sich die Bevölkerung bereits mehr Sorgen um gesundheitliche Probleme macht und daher die Lücken kritisch betrachtet, was zu einer reduzierten Zufriedenheit geführt hat“, so Christoph Hörhan, Initiator und Programmleiter des Österreichischen Gesundheitsforums.

Studie des Österreichischen Gesundheitsforums: Das Gesundheitsbewusstsein ist gesunken

Auch das subjektive Gesundheitsempfinden nahm ab Februar 2021 ab: Im April 2022 fühlten sich 70 Prozent „weitgehend“ oder „völlig gesund und wohl“, im Februar 2021 waren es noch 77 Prozent. Im Gegensatz dazu fühlen sich 28 Prozent „eher weniger“ oder „überhaupt nicht gesund“, verglichen mit nur 18 Prozent im Februar letzten Jahres.

Systematische Innovationen im Gesundheitswesen sind jetzt erforderlich

„Jetzt sind Systeminnovationen gefragt, die den Patienten zugute kommen“, sagte Hörhan zum heutigen österreichischen Gesundheitssystem. Besonders wichtig ist der Umfrage zufolge „eine bezahlbare und hochwertige Gesundheitsversorgung für alle“ (61 Prozent der Befragten). Es folgen „Versorgung“ (55 Prozent), „langfristige Finanzierbarkeit des Gesundheitssystems“ sowie „medizinische Grundversorgung allgemein“ und „medizinische Grundversorgung im ländlichen Raum“ mit jeweils mehr als 40 Prozent Zustimmung. Zu den Top 10 der gewünschten Systeminnovationen gehören auch „Junge Ärzte als Assistenzärzte“, „Verfügbarkeit von Behandlungsplätzen“, „Forschung in Österreich“, „Gesundheitsaufklärung für junge Menschen“ und „Prävention von „Zivilisationskrankheiten““ mit Werten zwischen 38 und 29 Prozent.

62 Befragte gaben an, Gesundheits-Apps auf ihren Smartphones zu haben

Die Zukunft der Grundversorgung, die Frage, wie die lokale Krebsversorgung, Pflege und Demenz verbessert werden können und wie digitale Gesundheitstechnologien dabei helfen können, sind die Hauptthemen der Veranstaltung, die rund 300 Gesundheitsexperten zusammenbringt. Auch diese Bereiche wurden in der Umfrage abgefragt: 62 Prozent der Befragten nutzen bereits digitale Gesundheitsanwendungen auf ihrem Smartphone.

Hausärzte sind für 68 Prozent der Österreicher die erste Anlaufstelle

Dennoch sind Hausärzte für 68 Prozent der Befragten die erste Anlaufstelle bei gesundheitlichen Problemen. 15 Prozent suchen zunächst im Internet, 13 Prozent gehen direkt zu einem Facharzt und zwei Prozent direkt zu einer Krankenhausambulanz. Allerdings gibt es deutliche Unterschiede nach Altersgruppen: Während jeder Vierte unter 30 zu medizinischen Problemen im Internet recherchiert, ist es in der Generation über 60 nur jeder Zwanzigste. Umgekehrt gehen 80 % der über 60-Jährigen direkt zum Hausarzt, während dies bei den unter 30-Jährigen nur zu 57 % der Fall ist.

Die Studie zeigt, dass eine wohnortnahe medizinische Versorgung wichtig ist

Hörhan interpretierte die Ergebnisse so, dass sie zeigen, wie wichtig die wohnortnahe medizinische Versorgung für die Menschen ist. „Aktuell nimmt der Leistungsumfang der gesetzlichen Krankenkassen jedoch jeden Monat ab. Umso dringlicher werden neue Angebote in der Grundversorgung, wie sie in den nächsten Tagen beim Österreichischen Gesundheitsforum diskutiert werden“, so der Veranstalter.

69 Prozent der Befragten für spezialisierte onkologische Zentren

Im Bereich Onkologie wurde die Frage gestellt, welche Art der Versorgung sich die Befragten bei Krebs wünschen: 69 Prozent sprechen sich eher für hochspezialisierte Zentren aus, die auch längere Anfahrtszeiten benötigen. 19 Prozent favorisierten regionale Versorgungseinrichtungen bestenfalls mit geringerer Reichweite. In Bezug auf Demenz machten sich 52 % der Teilnehmer keine Sorgen über die Verschlechterung der geistigen Fähigkeiten mit dem Alter. 38 Prozent waren sehr besorgt.

Das Austrian Health Forum diskutiert die Gesundheitswirtschaft

Beim „Österreichischen Gesundheitsforum“ in Schladming trifft sich das „Who is Who“ der österreichischen Gesundheitsbranche, um darüber zu diskutieren, wie ein zukunftsfähiges Gesundheitssystem gestaltet werden sollte. Der Kongress wird am Donnerstagnachmittag eröffnet und läuft bis zum 14. Mai.