Germany

„Amtsproblem“: Hofreiter greift Scholz von vorne an

“Amtsproblem” Hofreiter attackiert Scholz vorne

14. April 2022, 8:28 Uhr

Nach seiner Rückkehr aus der Ukraine trommelt der Grünen-Politiker Hofreiter für die Forderungen der Ukraine. Jetzt greift er überraschend Bundeskanzler Scholz an. Er muss Führung zeigen und über die Lieferung schwerer Waffen entscheiden.

Grünen-Politiker Anton Hofreiter fordert Bundeskanzler Olaf Scholz auf, in die ukrainische Politik einzusteigen – mit klaren Worten: „Das Problem liegt im Büro“, sagte der Bundestagspräsident der Europäischen Kommission am Mittwochabend gegenüber RTL Direkt. „Jetzt müssen wir endlich anfangen, die Ukraine mit dem zu versorgen, was sie braucht, und dazu gehören auch schwere Waffen.

Im „Frühstart“ auf ntv am Morgen forderte Hofreiter auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auf, die Lieferung schwerer Waffen zu unterstützen. Dass Steinmeier aus der Ukraine wieder ausgeladen wurde, fand er falsch, aber: „Ich möchte, dass er laut und deutlich sagt: Ja, ich habe mich geirrt, und das hat schon Konsequenzen. Und diese Folgen sind, dass er dem Kanzler, den er gut kennt, treu ist und dass jetzt schwere Waffen geliefert werden.“

“Wir verlieren großen Respekt bei unseren Nachbarn”

In RTL Direkt forderte er auch Deutschland auf, das Energieembargo, insbesondere für Öl und Kohle, nicht mehr zu blockieren. Scholz rede von einer Zäsur, wende sie aber zu wenig an, kritisierte Hofreiter. “Und das erfordert viel mehr Führung.” Der Grünen-Politiker sagte, wenn man mit anderen Abgeordneten spreche, werde die Frage gestellt, wo Deutschland eigentlich liegt. “Wir verlieren dort viel Respekt von all unseren Nachbarn.”

Hofreiter sagte heute Morgen gegenüber ntv: „Ich denke, wir können uns ein ganzes Energieembargo leisten.“ Kohlekraftwerke müssten dann aber vorübergehend länger und “intensiver” arbeiten. Der Grünen-Politiker betonte zudem: „Das würde zu gewissen Einbußen in der Branche führen, die durch kurzfristige Vorteile kompensiert werden müssen.“

Die Ukraine benötigt von Deutschland schwere Waffen wie Kampfpanzer, Artillerie und Luftverteidigungssysteme. Außenministerin Analena Burbock hat sich für die Lieferung schwerer Waffen ausgesprochen, Bundeskanzler Scholz hält sich bisher mit Fragen zurück. “Passauer Neue Presse”, sagte Hofreiter über Scholz, “ich verstehe seine Haltung nicht.” Das mag daran liegen, dass die Partei von Scholz starke Vorbehalte hat. Prominente PSD-Politiker wie die Fraktionsvorsitzenden Rolf Mutsenich und Ralph Stegner lehnen die Lieferung schwerer Waffen ab.

Der Angriff erfolgt nach einem Besuch in der Ukraine

Hofreiter hat diese Woche die Ukraine besucht. Gemeinsam mit Marie-Agnes Strak-Zimmermann von der FDP und dem PSD-Politiker Michael Roth traf er sich mit Parlamentariern der ukrainischen Rada. Die drei Abgeordneten und Ausschussvorsitzenden waren die erste Bundestagsdelegation, die seit Kriegsbeginn die Ukraine besuchte. Dann forderten sie die Lieferung schwerer Waffen an das Land.

Die ukrainischen Gesprächspartner hätten vor allem drei Wünsche gehabt, denen sie zugestimmt hätten, sagten die drei Abgeordneten hinterher. Neben Rüstungslieferungen sind dies Energiesanktionen gegen Russland und eine klare EU-Perspektive für die Ukraine. Neben Treffen mit ukrainischen Parlamentariern besuchten Strack-Zimmermann, Hofreiter und Roth auch verwundete ukrainische Soldaten im Krankenhaus und auf dem Gelände der durch einen russischen Raketenangriff zerstörten Öldepots.