Was ist mit den Chinesen? Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt steckt in der Krise. Wegen der Null-Covid-Strategie verhängt Staatschef Xi Jinping (68) überall dort strenge Blockaden, wo es zu Corona-Ausbrüchen kommt. Mit Shanghai ist Chinas wirtschaftliches Epizentrum seit mehr als einem Monat praktisch geschlossen. Und in der Hauptstadt Peking müssen die Menschen nun zu Hause bleiben – wegen 60 Kronenfällen am Tag.
Deshalb ist Peking in Alarmbereitschaft – die chinesische Regierung befürchtet einen wirtschaftlichen Zusammenbruch, berichtete die NZZ am Montag. Tatsächlich leiden nicht nur chinesische Restaurants unter Verstopfungen. Die Industrie, die für Chinas Wirtschaft von zentraler Bedeutung ist, stagniert ebenfalls weitgehend, da die Lieferketten unterbrochen sind. Der Caixin-Einkaufsmanagerindex fiel im April auf 46, den niedrigsten Stand seit Februar 2020.
Schreie in der Nacht: Shanghai will unbedingt blockieren (01:27)
Droht China eine Rezession?
Noch schlimmer für Xi Jinping: Schon Anfang Mai war klar, dass China das Wachstumsziel von 5,5 Prozent in diesem Jahr verfehlen würde. Das Ziel ist laut Experten nicht mehr zu erreichen. Wenn die Blockade bald aufgehoben werden müsste, wären es immer noch mindestens 3 bis 4 Prozent, sagt mein Beobachter. Hält Xi Jinping an seiner Strategie fest, droht sogar eine Rezession.
Peking will dem wirtschaftlichen Abschwung mit mehreren Maßnahmen begegnen. Die Regierung will in Infrastruktur wie Smart Grids und Breitband investieren. Auch der Ausbau von 5G muss fortgesetzt werden. Infrastruktur sei „die Säule der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung“, sagte Jinping letzte Woche.
Auch die Immobilienbranche muss wieder in Schwung kommen. Und auch mit dem Technologiesektor will Pekings Zentralregierung nun Verhandlungen anstreben, nachdem die Branche 2021 von Regulierungen erfasst wurde.
Politische Spiele von Si
Die Märkte zeigen auch, wie schlecht es der chinesischen Wirtschaft geht. Im Jahr 2021 gehörten die chinesischen Börsen zu den wenigen, die nicht gewinnen konnten. Stattdessen verlor der Hongkonger Aktienmarkt mehr als 20 Prozent. Tiefrot sind in diesem Jahr wieder Hongkong (-10 Prozent) und Shanghai (-16 Prozent).
Um eine langfristige Trendwende zu erreichen, wird Xi Jinping wohl seine Strategie mit null Covid aufgeben müssen. Doch davon abzuweichen ist kaum möglich, da seine Persönlichkeit eng mit dem Erfolg im Kampf gegen die Pandemie verbunden ist. Und Xi Jinping will im Herbst für eine dritte Amtszeit zum Generalsekretär der KP gewählt werden. Jetzt droht er damit eindeutig der chinesischen Wirtschaft. (nein)
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