Laut einer aktuellen Greenpeace-Studie ist das meiste österreichische Schweinefleisch nicht gut genug für Supermärkte in Deutschland.
Die Umweltorganisation Greenpeace vergleicht die Bedingungen für die Schweinehaltung in Österreich und Deutschland und kommt zu einem eindeutigen Ergebnis: Mindestens 90 Prozent des österreichischen Schweinefleisches erfüllen nicht einmal die Anforderungen der schlechtesten Kennzeichnungsstufe deutscher Nutztiere und sind daher einfach nicht gut genug für deutsche Supermärkte wie Aldi, Lidl und Co.
Schweine haben beispielsweise in Österreich weniger Platz als in Deutschland. Ab 2019 wird Fleisch in deutschen Supermärkten in den Stufen 1 bis 4 nach der Art der Lagerung gekennzeichnet. Eine vergleichbare Transparenz sucht man in Österreich vergebens. Greenpeace fordert nun von Tierschutzminister Johannes Rauch und Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig bessere Mindeststandards in der Tierhaltung und für Österreich eine eindeutige Kennzeichnung der Zuchtbedingungen direkt am Produkt.
„Marketing und Werbung lassen uns glauben, dass die österreichische Schweinehaltung perfekt ist. Hier ist alles besser als in anderen Ländern. Aber die Wahrheit ist: Schweine leben hierzulande unter miserablen Bedingungen, die gesetzlichen Mindeststandards sind noch niedriger als im benachbarten Deutschland.“ sagte Sebastian Theissing-Matthew, Agrarexperte bei Greenpeace in Österreich. In Deutschland hat beispielsweise ein Schwein mit einem Gewicht von bis zu 110 Kilogramm einen gesetzlichen Mindestflächenbedarf von 0,75 m2. Das ist schon sehr klein, unterläuft aber dennoch die österreichische Rechtsnorm: In Österreich hat das gleiche Tier nur 0,70 m2.
Kastration ohne Betäubung in Österreich
Ein weiterer wichtiger Aspekt: Ab Anfang 2021 ist die Kastration von Ferkeln ohne Betäubung in Deutschland generell verboten. Diese Tierquälerei ist in Österreich immer noch Standard. In Österreich werden nur Bioschweine und Schweine in wenigen konventionellen Tierschutzprojekten zur Schmerzbeseitigung kastriert. Die für Österreich geplante gesetzliche Erhöhung der verfügbaren Fläche auf 0,80 m² pro Schwein gilt nur für neue Ställe und nicht für bestehende Ställe. Daher wird sich die überwiegende Mehrheit der Tiere auch weiterhin mit weniger Platz begnügen.
Greenpeace hat sich die Kennzeichnung der deutschen Farm genauer angesehen. Obwohl noch freiwillig, wird es von allen großen Supermarktketten in Deutschland genutzt. Jedes Produkt ist eindeutig mit einer Zahl von 1 bis 4 gekennzeichnet, wobei 1 die schlechteste Körperhaltung und 4 die beste Körperhaltung darstellt. Dadurch können Verbraucher in Deutschland erstmals auf einen Blick sehen, welche Fleischtiere am meisten leiden müssen und eine fundierte Kaufentscheidung treffen.
„Das muss sich schnell ändern“
„Wir brauchen in Österreich dringend eine entsprechende transparente Kennzeichnung direkt am Produkt. Denn Fleisch von leidenden Tieren will niemand auf dem eigenen Teller haben. Aber Verbraucher in Österreich können derzeit einfach nicht nachvollziehen, ob beispielsweise ein Schwein unter einem voll gefliesten Boden gelitten haben soll. Das muss sich schnell ändern“, sagte Taising-Matei von Gesundheitsminister Rauch und Landwirtschaftsminister Totschnig.
Nav-Account rot, bis 12.05.2022, 19:12 | Akt: 05.12.2022, 19:12
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