Bis: 30.04.2022 19:31 Uhr
Fallen die Feiertage auf ein Wochenende, ist das für die meisten ärgerlich – weil ein freier Tag verloren geht. In einigen Ländern werden dann Feiertage kompensiert. Ein Modell auch für Deutschland?
Drei Feiertage fallen den Mitarbeitern in diesem Jahr weg: 1. Mai und 25. Dezember sind Sonntage, Neujahr fällt auf Samstage. Nur der Tag der Deutschen Einheit und der 2. Weihnachtsfeiertag fallen auf Wochentage. In anderen Ländern werden solche Feiertage, wenn sie auf ein Wochenende fallen, am nächsten Werktag ausgeglichen, beispielsweise in Belgien, Spanien oder Großbritannien.
Dafür wollen einige Politiker nun auch in Deutschland werben. Durch den „verlorenen“ Maifeiertag gewinnt die Debatte wieder an Fahrt.
Vorstöße von der Linkspartei
Die Linke im Bundestag will „sofort handeln“, „damit es künftig keine Feiertage mehr gibt und den gesellschaftlichen Zusammenhalt im Land stärken“, sagte Jan Corte, Parlamentarischer Geschäftsführer der Bundestagsfraktion, gegenüber der Rheinischen Publikation Mitarbeitern einen zusätzlichen freien Tag – wie eine Kronenprämie.
Das will seine Parteikollegin Katya Kiping, Arbeitssenatorin in Berlin, der Hauptstadt aufzwingen. „Es geht darum, den Mitarbeitern etwas zurückzugeben, was ihnen zufällig im Kalender genommen wurde“, sagte sie dem Tagesspiegel. In Deutschland sind Feiertage Sache des Staates, dafür sieht sich Kiping in der Verantwortung.
Ähnlich äußerte sich Thüringens Arbeitsministerin Heike Werner, ebenfalls von der Linken. „In allen Berufen nimmt die Belastung stetig zu. „Jetzt ist es an der Zeit, etwas zu tun, um die Mitarbeiter zu entlasten“, sagte sie. Eine solche Regelung muss landesweit gelten.
Bundesarbeitsminister Hubertus Hale sagte, das Thema habe “derzeit keine oberste Priorität” für die Bundesregierung, auch wenn er die Debatte “überhaupt nicht hilflos” finde. Beim Tag der Arbeit gehe es darum, mit Wert und Würde zu arbeiten, sagte der PSD-Politiker.
Der Arbeitszeitexperte warnt
Christoph Schröder, Arbeitszeitexperte beim arbeitgebernahen Institut der Deutschen Wirtschaft, nannte die Wettbewerbsfähigkeit als Argument gegen mehr freie Tage: „
Belgien, Luxemburg und das Vereinigte Königreich werden hingegen keine gesetzlichen Feiertage mehr haben als Deutschland, auch mit ihren Nachholferien. Spanien hingegen liegt mit 14 Feiertagen weit vorn – es gibt aber nur 22 Feiertage.
Schröder macht deutlich: „Der Staat sollte Arbeitnehmer nicht durch zusätzliche Regelungen dazu animieren, weniger zu arbeiten.“
Kritik aus Bayern
Kritik am Linksvorstoß kam aus Bayern. Er „zeigt einmal mehr, dass niemand die Linkspartei vermissen wird“, sagte Bayerns Arbeitsministerin Ulrike Scharf von der HSS. Zumindest in Bayern gibt es von keiner Seite einen solchen Vorschlag. „Feiertage gehören für uns mehr zur bayerischen Lebensart und kehren zu jahrhundertealten Bräuchen und Traditionen zurück. Willkürliche Veränderung wäre nicht angebracht.“
Allerdings hat Bayern bereits einen der offiziellsten Feiertage: Im ganzen Land zwölf, in überwiegend katholischen Gemeinden, ist Mariä Himmelfahrt als 13. hinzugekommen. Und in der Stadt Augsburg gibt es mit dem Friedensfest am 8. August einen Tag ganz oben – die höchste Stelle im ganzen Land.
In Deutschland hingegen gibt es nur neun gesetzliche Feiertage: Neben dem Tag der Deutschen Einheit und Neujahr sind dies die christlichen Feiertage Ostern, Pfingsten, Weihnachten und Himmelfahrt. Die meisten Bundesländer haben zehn oder elf gesetzliche Feiertage eingeführt, Baden-Württemberg zwölf.
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