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Der Krieg in der Ukraine: Der 9. Mai als Putins “Wendepunkt”

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Erstellt: 02.05.2022, 16:54

Von: Tobias Uc

Trennung

Der russische Präsident Putin könnte am 9. Mai, dem Tag des Sieges, eine neue Militärmobilisierung ankündigen. Experten sind sich weitgehend einig.

+++ 16.45 Uhr: Wladimir Klitschko, ehemaliger Boxweltmeister und Bruder des Kiewer Bürgermeisters Vitali Klitschko, kommentiert die Kriegsprognose vom 9. Mai. In einem Interview mit Phoenix sagte er, dies sei äußerst unsicher, da vom Kreml nur „Lügen“ zu erwarten seien.

Wladimir Klitschko in Kiew. © Alexandra Butova / Imago Images

„Es gibt einen großen Unterschied zwischen Angst haben, was eigentlich gut ist, und besorgt sein, aber nicht feige. Und ich möchte auch die westliche Welt warnen, nicht feige zu sein, wir müssen gemeinsam gegen dieses aggressive Russland und gegen diese aggressive Politik Russlands und seiner Armee an einer Front stehen, ohne feige zu sein. Und deshalb möchte ich mich nicht dazu äußern, was am 9. Mai passieren wird. Wird es eine Mobilmachung geben? “Wir können uns nicht wirklich auf Informationen aus Russland verlassen, weil die Lügen endlos sind”, sagte Klitschko in einem Interview.

Krieg in der Ukraine: „Wendepunkt“ am 9. Mai? Der britische Außenminister spricht

Update vom Montag, 2. Mai, 14.30 Uhr: Zuletzt haben sich viele Experten zum möglichen weiteren Kriegsverlauf in der Ukraine geäußert. Die einhellige Prognose: Russland werde den 9. Mai, den „Tag des Sieges“ über Nazi-Deutschland, nicht nur für die pompöse alljährliche Militärparade, sondern auch für die erneute Mobilisierung der Streitkräfte nutzen. Der britische Verteidigungsminister hat dieser Prognose bereits zugestimmt.

In einem Interview mit LBC Radio sagte Ben Wallace, er erwarte, dass Wladimir Putin in Moskau eine Erklärung abgeben werde. Der russische Präsident werde den „Nazis“ voraussichtlich im Rahmen einer „Militäroperation“ den weltweiten Krieg erklären. Damit könnte Putin möglicherweise die hohen Verluste im Krieg in der Ukraine „konsolidieren“, wie Wallace es ausdrückte. Demnach wird es als Option angesehen, Reservistengruppen in die Ukraine zu entsenden. Der britische Verteidigungsminister bezeichnete die Versuche des Kreml, die Verluste zu vertuschen, als “erbärmlich”.

Ben Wallace, britischer Verteidigungsminister. © Mateusz Wlodarczyk / Imago Images

9. Mai als „Wendepunkt“ im Krieg in der Ukraine – Putin dürfte Russlands Strategie ändern

Erstmeldung Freitag, 29. April, 9 Uhr: Moskau – Montag, 9. Mai, spielt eine entscheidende Rolle in Wladimir Putins Militärplänen. An diesem Tag feiert der Kreml den Sieg über Nazideutschland 1945, den Tag des Sieges. Aus diesem Anlass marschieren Soldaten in Moskau und es findet eine pompöse Militärparade statt. An diesem Montag wird Putin wohl gerne einen weiteren Sieg verkünden: im Krieg in der Ukraine.

Angesichts der langsam voranschreitenden russischen Offensive im Donbass wird dieses Szenario immer unwahrscheinlicher. Experten spekulieren deshalb nun, dass Putin seine Strategie ändern wird. Experten der Denkfabrik Centre for European Political Analysis sagen in einem Bericht voraus, dass Russland am 9. Mai neue Truppen für den Krieg mobilisieren wird. „Das russische Militär hält es für einen Fehler, die Ziele des Krieges zu begrenzen. Sie behaupten, dass Russland nicht gegen die Ukraine kämpft, sondern gegen die NATO“, heißt es in der Analyse.

Tag des Sieges am 9. Mai: Ändert Wladimir Putin seine Strategie im Krieg in der Ukraine?

Ähnliches behaupten Experten des Royal United Services Institute. Die jüngste Umfrage besagt: „Der 9. Mai hat sich vom Stichtag für den Sieg zum Beginn einer riesigen Mobilisierung gewandelt.“ Die langsame Offensive im Donbass erfordert eine größere Armee. Experten sprechen in diesem Zusammenhang von einem „Wendepunkt“ im Krieg in der Ukraine: „Der 9. Mai könnte der Tag sein, an dem die russische Führung nicht mehr von einer ‚militärischen Spezialoperation‘, sondern von einem ‚Krieg‘ spricht.

Auch Michael Mazar von der Denkfabrik Rand Corporation teilt die Einschätzung der genannten Experten. „Das könnten Drohgebärden der Russen sein. Aber das mag auch stimmen, und Putin ändert tatsächlich seinen Kurs. Das Risiko eines solchen Szenarios kann nicht ignoriert werden“, sagte Mazar in einer Erklärung.

Bei der Ernennung von Alexander Dwornikow zum neuen Oberbefehlshaber der russischen Armee im Krieg in der Ukraine wurde bekannt, dass Putin den „Tag des Sieges“ als Zieldatum für die Invasion ausgerufen hatte. Dies wurde unter anderem durch ein Nato-internes Briefing deutlich. Darin heißt es unter anderem: „Russlands militärische Führung steht unter enormem politischem Druck, endlich einen militärischen Durchbruch in der Ukraine zu erreichen, der als Sieg bei der Parade am 9. Mai präsentiert werden kann.“