Germany

Der srilankische Premierminister Rajapaksa tritt zurück

Bei Zusammenstößen zwischen Anhängern und Gegnern von Rajapaksa wurden mehrere Menschen verletzt. Die Polizei hat in der Hauptstadt Colombo eine unbefristete Ausgangssperre verhängt.

Der srilankische Premierminister Mahinda Rajapaksa ist inmitten heftiger Auseinandersetzungen zwischen Regierungsgegnern und Rajapaksa-Anhängern zurückgetreten. Der Regierungschef sei von Präsident Gotabaya Rajapaksa zurückgetreten, sagte ein Sprecher des Premierministers am Montag. Der Präsident ist auch der Bruder des zurücktretenden Premierministers.

Der Präsident kann nun eine parlamentarische Mehrheit auffordern, einen neuen Premierminister zu nominieren. Wer aktuell de facto die Mehrheit im Parlament hat, ist unklar. Theoretisch würde dies zu Lasten der Regierungspartei gehen. Allerdings sagten kürzlich mehrere Abgeordnete im Parlament, dass sie der Partei den Rücken kehren würden. Mit dem Rücktritt des Ministerpräsidenten verlieren auch alle Minister ihre Ämter. Wenn ein neuer Premierminister ernannt wird, wählt der Präsident neue Minister. Dann müssen sie eine Übergangsregierung bilden.

Gewalttätige Proteste

Vor dem Rücktritt am Montag kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Gegnern und Anhängern der Regierung. Laut Polizei wurden mindestens 78 Menschen verletzt. Sie setzt Tränengas ein. Dann verkündete das Verteidigungsministerium eine Ausgangssperre und forderte die Menschen auf, vorerst zu Hause zu bleiben. Ausnahmen gebe es nur für Menschen mit unverzichtbaren Berufen, etwa im Gesundheitsbereich, in der Telekommunikation, in den Medien oder im Export, hieß es. Auf den Straßen waren viele Soldaten.

Dem Inselstaat südlich von Indien mit rund 22 Millionen Einwohnern mangelt es an Treibstoff, Nahrungsmitteln und Medikamenten. Dem hoch verschuldeten Land fehlt Geld für Importe. Angesichts dieser Situation forderten die Demonstranten den Rücktritt des Premierministers und des Präsidenten. Die srilankische Regierung zahlt derzeit ihre hohen Schulden nicht ab und will sie restrukturieren. Das Land befindet sich in Gesprächen mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und hofft auf weitere Finanzhilfen aus China und Indien.

Bei Unruhen verwundet

Rajapaksa hat am Freitag wegen landesweiter Streiks und Massenprotesten den Ausnahmezustand in Sri Lanka ausgerufen. Zuvor hatte ein landesweiter Streik das öffentliche Leben in dem südasiatischen Inselstaat weitgehend lahmgelegt. Die Streikenden fordern den Rücktritt der Regierung, die sie für die schwere Wirtschaftskrise des Landes verantwortlich machen.

Seit Wochen dauern die Proteste in Sri Lanka an. Deshalb hat Präsident Rajapaksa am 1. April erstmals den Notstand ausgerufen. Dies gab dem Militär unter anderem deutlich mehr Befugnisse, etwa Verhaftungen vorzunehmen. Die Maßnahme lief in zwei Wochen aus.

(APA / AFP)