Sie interessiere sich unter anderem wegen der Anti-Sexismus-Problematik für die Linke und suggeriere, die Partei sei ein “sicherer Raum”, sagte eine junge Frau, deren Geschichte die Linke zögerlich zurückgelassen habe. Denn in ihrem Fall entpuppte sich die Party als das Gegenteil eines sicheren Raums. Nach einer Diskussion schrieb ihr ein einflussreiches Parteimitglied des hessischen Landesverbandes, der 24 Jahre älter ist als sie. Nach einer Weile, auf einer Party, wurde es spät und es stellte sich die Frage, wo man die Nacht verbringen sollte. Jemand schlug vor: mit dem Mann. Sie war damals 17, er 41. Das wüssten viele in der Partei, sagt die junge Frau der FAZ. “Sie haben nur zwei Jahre lang zugesehen.”
Julian Stäb
Politischer Korrespondent für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland mit Sitz in Wiesbaden.
Laut SPIEGEL hatten die beiden eine Affäre, der Mann soll sie gegen ihren Willen beim Sex gefilmt und nachts gegen ihren Willen auf ihren Balkon geklettert sein. Laut Spiegel gibt es Anschuldigungen gegen andere Linke, so gibt es Fotos, E-Mails, eidesstattliche Erklärungen von Betroffenen, die Beweise für angeblichen Grenzübertritt, Machtmissbrauch und giftige Macho-Kultur liefern. Ausgerechnet die Linke, die sich eigentlich als “Feministin” bezeichnet. Seitdem wird die kranke Partei von einem Beben erfasst, von dem manche sagen, es könnte die Linke zerschmettern.
Laut Solid sollen es 60 Fälle sein
Intern gab es in den vergangenen Tagen heftige Debatten über den Umgang mit den Vorwürfen, vor allem zwischen der Solid-Parteijugend und etablierten Genossen. Laut Solid gibt es derzeit rund 60 Fälle von sexuellen Übergriffen, Vorwürfe von sexistischen Parolen bis hin zu Vergewaltigungen, fast alle Landesverbände und Parteiebenen sind betroffen. Seit Ausbruch des Skandals werden die älteren Männer der Partei öffentlich der Körperverletzung beschuldigt, es gibt Klagen wegen Verleumdung, Rücktrittsforderungen, Androhungen des Parteiausschlusses, und manche sagen, das seien nur unbewiesene Gerüchte.
Letzteres wurde offenbar auch in Wiesbaden festgestellt, dem Ausgangspunkt des Bebens. Laut SPIEGEL werden die Täter beim örtlichen Landesverband der Linken kaum aufgehalten. Auch der Mann, mit dem die betreffende Person angeblich eine Affäre hatte, ist dort Mitglied. Es geht um G., den Fraktionsvorsitzenden im Landtag. G., ein sehr selbstbewusster, technisch versierter Mitarbeiter, der 2017 für Die Linke für den Bundestag kandidierte, bestritt die Vorwürfe gegenüber dem Spiegel. Eine Bitte um Stellungnahme der FAZ zu den Vorwürfen ließ er zunächst unbeantwortet. G. wurde am Dienstag aus der Gruppe entlassen, die Gruppe hat sein Profil inzwischen von der Website gelöscht.
Vom „Rosenkrieg“ ist die Rede.
Aber G. war offensichtlich lange verpaart. Ende 2021 machten mehrere junge Frauen in den sozialen Medien öffentlich Vorwürfe, darunter auch die angeblich Beteiligte im Fall G. Die Partei machte später nur Anregungen für ein Gespräch und ausgerechnet G. war zunächst an der Aufarbeitung der Vorwürfe beteiligt . Das zeigt ein internes Dokument des Regionalverbandes Wiesbaden, das den SPIEGEL zitiert und das der FAZ vorliegt. Er schreibt: G. habe gesagt, “die Vorwürfe müssen ausdrücklich zurückgewiesen werden”. Offenbar hat auch der Landesverband das Problem heruntergespielt. In einer E-Mail eines Vertreters des Staatsrates hieß es: Die Vorwürfe stützten sich „hauptsächlich auf Gerüchte, Mundpropaganda und vage Äußerungen“ und sprachen von einem „Rosenkrieg“.
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