EZB-Präsidentin Christine Lagarde bereitet die Finanzmärkte auf das Zinswende-Szenario im Juli vor. Die Anleihekäufe dürften Anfang des dritten Quartals ausgesetzt werden, gefolgt von einer Zinserhöhung, die “einige Wochen später” wahrscheinlich sei, sagte die Französin am Mittwoch auf einer Konferenz in Slowenien. Zuletzt kündigten mehrere EZB-Vertreter eine erste Zinserhöhung für Juli an. Am Mittwoch wies EZB-Präsident Frank Elderson auf die Möglichkeit einer Zinserhöhung im Juli hin.
Lagardes Aussagen stehen im Einklang mit der Ernennung im Juli. „Wir haben noch nicht definiert, was genau das bedeutet“, sagte Lagarde. “Aber ich habe ganz klar gesagt, dass das ein Zeitraum von nur wenigen Wochen sein könnte.” Der EZB-Rat wird dann am 9. Juni mit der nächsten Sitzung am 21. Juli über die künftige Geldpolitik beraten. Danach wird der EZB-Rat erst im September wieder zu einer regulären Sitzung zur Geldpolitik zusammentreten. Die Französin verwies auf die Inflation, die noch einige Zeit hoch bleiben dürfte.
Der Druck auf die EZB, die Leitzinsen anzuheben, hat sich zuletzt aufgrund der hohen Inflation im Euroraum verstärkt. Im April erreichte sie einen Rekordwert von 7,5 Prozent. In Deutschland lag die Inflation im April bei 7,4 Prozent, bestätigte das Statistische Bundesamt am Mittwoch. In anderen Ländern wie den USA oder Großbritannien haben die Zentralbanken in diesem Jahr bereits die Zinsen erhöht.
Die ersten Banken haben die Negativzinsen abgeschafft
Angesichts der Rekordinflation in der Eurozone drängt auch Bundesbankchef Joachim Nagel zum Handeln. Es ist wichtig, schnell zu handeln, um Nebenwirkungen wie Preis- und Lohneskalationen und Inflationserwartungen zu vermeiden, die außer Kontrolle geraten. Auf dem FAZ-Kongress in der vergangenen Woche sagte Nagel, die EZB dürfe nicht untätig bleiben – und die US-Notenbank Fed bald den Weg zur Normalisierung der Geldpolitik einschlagen: „Wir müssen etwas tun“, war sein Plädoyer.
Der Zinssatz für Einlagen im Euroraum liegt derzeit bei minus 0,5 Prozent. Das bedeutet, dass Banken Strafzinsen zahlen müssen, wenn sie die überschüssigen Gelder bei der Zentralbank parken. Der Basiszinssatz beträgt derzeit 0,0 Prozent. Manche Banken nehmen die zunehmenden Anzeichen einer Zinswende zum Anlass, sich für ihre Kunden von Negativzinsen zu verabschieden. Am Dienstag kündigte ING Deutschland an, die Zuschläge auf Giroguthaben und Geldkonten von derzeit 50.000 Euro auf 500.000 Euro auf dem Konto zum 1. Juli zu erhöhen. Zudem soll es für Neukunden möglich sein, ein neues sogenanntes Zusatzkonto zu eröffnen, also eine Art Tagesgeldkonto, damit auch größere Beträge ohne Betreuungsgebühr bei der Bank geparkt werden können. Auf diese Weise übertrage die ING die positive Entwicklung der Zinsen an den Kapitalmärkten frühzeitig auf ihre Kunden, so die Bank.
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Christian Seitenbidel
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Die Direktbank ING Deutschland schafft zum 1. Juli die Negativzinsen für fast alle Kunden ab. Ab diesem Zeitpunkt erhöht sich der Freibetrag für Guthaben auf Giro- und Tagesgeldkonten von derzeit 50.000 Euro auf 500.000 Euro
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Kommentar von Marcus Fruhauf
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Bei vielen Banken, die in der Branche auf etwa ein Drittel geschätzt werden, sind Negativzinsen, Treuhandgebühren und Einlagengebühren direkt an den Zinssatz für EZB-Einlagen gekoppelt. In jedem Fall werden sie mit dem Ende der Negativzinsen der EZB automatisch verschwinden. Aus Marketinggründen könnte es für Banken interessant sein, den Wegfall der Depotgebühren vorab anzukündigen, sagt der Stuttgarter Bankprofessor Hans-Peter Burghof. Allerdings scheint es auch, dass es angesichts der bereits vor Festsetzung der EZB-Leitzinsen steigenden Zinsen am deutschen Kapitalmarkt für Banken wieder attraktiver wird, sich über Einlagen von Niedrigzinskunden zu refinanzieren der Kapitalmarkt.
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