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Flughafen Klagenfurt: Aufsichtsrat zurückkaufen

Der Aufsichtsrat der Kärntner Beteiligungsverwaltung hat am Montagabend in einer Aufsichtsratssitzung in Klagenfurt beschlossen, die Option zum Rückkauf des Flughafens Klagenfurt auszuüben. Das teilte ÖVP-Landesrat Martin Gruber in der Abendsendung mit. Jetzt muss die Landesregierung eine Entscheidung treffen.

Nach einer von Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) beantragten Sondersitzung des Aufsichtsrats, bei der die Rechtslage zum möglichen Rückkauf des Flughafens Klagenfurt von Kärnten und Klagenfurt durch den Mehrheitseigentümer Lilihill besprochen wurde, wurde der Rückkauf des Flughafens beschlossen. Die Kärntner Beteiligungsverwaltung KBV wird die Kaufoption zurückziehen, wie Gruber erklärte: „Ohne die Notbremse zu ziehen, besteht die Gefahr, dass öffentliches Vermögen und der Flughafen als wichtige Verkehrsinfrastruktur des Landes Schaden nehmen. Trotz Privatisierung und neuem Betreiber sind die Passagierzahlen am Flughafen Klagenfurt rückläufig.“


Die Zahl der Fahrgäste liegt deutlich unter 100.000 Personen


An einer Sondersitzung des Aufsichtsrats nahm auch Lilihill-Gründer Franz Peter Orasch teil. Vorab hieß es, man wolle seine aktualisierten Pläne für den Flughafen Klagenfurt vorstellen. Er sollte sich aber auch zu der Entscheidung des Flughafen-Aufsichtsrates äußern, 130 Hektar Lilihill zu pachten – ohne Beteiligung der KBV. Medienberichten zufolge hat die Beteiligungsverwaltung gegen diese Entscheidung beim Gericht einen Unterlassungsantrag gestellt, dem am Montag stattgegeben worden sein soll.


Grundlage für diese Entscheidung ist der Beteiligungsvertrag von 2018, der den Minderheitseigentümern das Recht einräumt, den Teilverkauf zu stornieren, wenn die jährliche Passagierzahl unter 100.000 sinkt, was nach der Teilprivatisierung zweimal geschah. 2021 nutzten nur 30.000 Passagiere den Flughafen, laut einem von KBV vorgelegten Bericht ist die Covid-Pandemie keine Ausrede mehr.


Die Mehrheit der Aufsichtsratsmitglieder verließ die Sitzung


Der Investor und Mehrheitseigentümer erwarte nach jahrelangen Berichten Maßnahmen und Investitionen wie an anderen Bundesflughäfen zur Vorbereitung auf die Krise, sagte Gruber. Es ist wenig oder gar nichts passiert. Hier kann man nicht wegsehen, man muss Entscheidungen treffen. „Jetzt geht es darum, das Richtige zu tun und das Beste für Kärnten zu erreichen. Daher wende ich mich als Landeshauptmann jetzt an die Landesregierung zur Genehmigung der Beteiligungsoption zum Schutz der Interessen und der Sicherheit. des Staatsvermögens und unterstützen das Investmentmanagement”, sagte Gruber.


Auf Anfrage der APA sagte Aufsichtsratsmitglied Christoph Herceg am Abend, er habe die Sitzung “zusammen mit anderen Aufsichtsratsmitgliedern” vor der Abstimmung verlassen. So könne die Entscheidung als „Gelegenheit und Aufforderung“ genutzt werden, mit Orash noch einmal substanzielle Verhandlungen über die Zukunft des Flughafens zu führen. Das ist in jedem Fall besser, als einen einjährigen Rechtsstreit zu riskieren.


Auch Andreas Scheffermeier, Sprecher von Landeshauptmann Kaiser, sprach am Abend: „Wenn so viele Aufsichtsratsmitglieder die Ausübung der Kaufoption ablehnen, weil es so viele ungeklärte Rechtsfragen, Rechtsfolgenabschätzungen und keine Informationen gibt, wie es nach dem Call-Option zur Fortführung des Flughafens ausgeübt wurde, was mit ernüchternder Deutlichkeit zeigt, wie sehr sich die Mehrheitseigentümer und Verantwortlichen der KBV eingegraben haben. Diese Verhandlungsposition der beiden Partner schadet nicht nur dem Flughafen, sondern auch der Stadt Klagenfurt und dem Land Kärnten insgesamt. Dafür tragen die Genannten die volle und alleinige Verantwortung.“


Kritik am Flughafenmanagement


Für den Gouverneur, der laut Referat in dieser Frage keine Entscheidungsbefugnisse hat, bleibt das einzig vernünftige Ziel im Fokus: alles zu tun, um den Flugverkehr am Flughafen in jeder Konstellation sicherzustellen und auszubauen sowie arbeitsplatzschaffende Unternehmen anzuziehen , und um Investitionen zu ermöglichen, so Schaefermeier.


Vor vier Jahren übernahm die Lilihill-Gruppe 74,9 Prozent des Flughafens Klagenfurt von Franz Peter Orasch, seitdem haben das Land Kärnten und die Stadt Klagenfurt nur noch eine Sperrminorität. In der Vergangenheit gab es immer wieder Diskussionen über Grundstücke am Flughafen, die nicht für den Flugbetrieb benötigt werden. Zuletzt hatte Orasch Expansionspläne in dreistelliger Millionenhöhe angekündigt, die allerdings mit dem Verkauf von Grundstücken zusammenhingen. Die nicht betriebsnotwendigen Flächen gehören der Flughafenbetreibergesellschaft – knapp 49 Hektar Fläche mussten von der zu Orasch gehörenden Betreibergesellschaft Lilihill Aviation City GmbH verkauft werden. Gruber lehnte dies jedoch ab.


Gruber hat die Flughafenleitung wiederholt scharf kritisiert. Trotz Privatisierung und neuem Betreiber werden die Fahrgastzahlen sinken. In den ersten drei Monaten dieses Jahres wurden am Flughafen Kärnten rund 6.000 Passagiere gezählt, 2021 waren es insgesamt weniger als 30.000. Die Corona-Pandemie könne keine Ausrede mehr sein, sagte Gruber, der auf ein laufendes Rechtsgutachten verwies: Dieses bestätige, dass die Beteiligungsoption genutzt und damit der Verkauf des Flughafens rückgängig gemacht werden könne.


Eine Tonbandaufnahme wurde abgespielt


Diese Call-Option ist bereits seit Vertragsunterzeichnung öffentlich geworden. Sie kann genutzt werden, wenn die Zahl der Passagiere unter 100.000 pro Jahr sinkt oder der Flughafen nicht mehr als öffentlicher Flughafen betrieben wird. Für (morgen) Dienstag hat der Flughafen zu einer Pressekonferenz zum Thema: „Neue Ziele ab Klagenfurt“ geladen, dort wird auch ein Manager von Ryanair dabei sein. Lilihill hatte in der vergangenen Woche mehrfach appelliert, den diskutierten Rückkauf zu verschieben, „um den Flughafen Klagenfurt nicht weiter zu beschädigen“. Wörtlich hieß es in der Sendung: „Wer weiterhin auf die Kaufoption pocht, riskiert bewusst die Existenz des Flughafens und dementiert drei bestehende Rechtsgutachten.“ Kernaussage des Rechtsgutachtens ist, dass es sich bei der Covid-19-Pandemie „in jedem Fall um höhere Gewalt im Sinne der Kaufoption“ handelt und die „verschwindenden kleinen Chancen“ der Ausübung des Rückgaberechts gegeben sind. Und während die jetzt angekündigten neuen Flugverbindungen „von den Früchten langwieriger Verhandlungen profitieren“, blockiert die KBV „noch alle Vorschläge“. Auch Lilichil sprach von “offensichtlich parteitaktisch motivierten Ablenkungsmanövern”.


Für weitere Aufregung sorgte am Montag die Ankündigung eines Tonbandmitschnitts einer Sitzung des Kärntner FPÖ-Präsidiums Mitte Jänner dieses Jahres. Bei diesem Treffen wurde die Einsetzung einer Landtags-Untersuchungskommission zum Thema Flughafen diskutiert und offenbar mehr als harsche Worte fallen. Vor allem NAbg. Christian Ragger zog hart aus der Haut, wie veröffentlichte Auszüge zeigen. Er dachte mit ein paar freundlichen Worten an KBV-Vorstand Martin Payer, und auch der ÖVP blieben verbale Blessuren nicht erspart. Landesparteivorsitzender Erwin Angerer musste sich am Nachmittag entschuldigen. „Die Wortwahl ist inakzeptabel und ich kann mich im Namen der FPÖ Kärnten bei allen entschuldigen, die sich durch die Äußerungen angesprochen und beleidigt fühlen“, sagte Angerer. Übrigens wurde damals die Abwicklung der Heta als Thema für den U-Ausschuss beschlossen, nicht für die Privatisierung des Flughafens.