Der Krieg bringt außergewöhnliche Situationen für Erwachsene und Kinder – in der Steiermark kümmert sich der Zebraverein mit einem eigenen Therapeutenteam um Flüchtlinge aus der Ukraine, die psychotherapeutische Hilfe benötigen. Bislang seien mehr als 70 Anfragen zu dem Angebot eingegangen, sagte er am Mittwoch: „Erleben bedeutet nicht automatisch eine traumatische Störung“, sagte Psychotherapeutin Kirsten Arbeiter. aber einige sind stark betroffen: “Kinder sehen manchmal versteinert aus.”
Die Betreuung erfolgt in Graz und in den Provinzstädten Judenburg, Kapfenberg, Hartberg und Leibniz; Lysen wurde im Moment entfernt.
„Gilt für alle Altersgruppen“
Zebra-Verbands-Geschäftsführerin Alexandra Kock berichtet über das seit den Jugoslawienkriegen bestehende Angebot. Derzeit werden viele Menschen aus Somalia, Afghanistan oder Syrien betreut, jetzt sind auch viele Ukrainer dazugekommen: „Das betrifft alle Altersgruppen, Kinder, Jugendliche, Erwachsene und vor allem Frauen, weil viele Männer in der Ukraine geblieben sind. Wir bieten eine komplette psychotherapeutische Betreuung in der Erstsprache an, wir arbeiten mit eigenen ausgebildeten Übersetzern, in Ukrainisch oder Russisch. Mit der Erstanfrage erfolgt eine genaue Abklärung, wir schauen, was notwendig und angemessen ist“, so Köck.
“Es treibt dich um”
Laut Kirsten Arbeiter sind viele unterschiedliche Familienkonstellationen in Bezug auf Familie und Freunde in die Steiermark gekommen: Mütter und ihre Kinder, Schwiegermütter, Omas, Freundinnen, viele mit Ängsten, die oft zu Panikattacken führen, mit hoher Anspannung; Kinder spielen oft nicht mehr, leiden unter Schlaflosigkeit und Appetitlosigkeit.
Sie haben zum Beispiel eine Mutter mit Kind aus Mariupol – „das macht Ihnen wirklich Sorgen“: Sie mussten viel zurücklassen, Familie, Freunde, Haus, Tiere. Kriegserlebnisse bedeuten jedoch nicht automatisch eine traumatische Störung: „Es ist noch zu früh zu sagen, wir sprechen von einer akuten Belastungsstörung. Hier müssen Flüchtlinge Frieden finden und sich eine neue Ordnung aufbauen können. Haushalt, Schule, finanzielle Grundversorgung sind elementar, ebenso eine Jobchance. Die Sorgen gehen mit dem Krieg weiter. „Menschen brauchen Strategien zur Bewältigung, sie brauchen Ratschläge, wie sie sich verhalten sollen, wenn das Kind Schlafstörungen hat“, sagt die Psychotherapeutin.
„Bei vielen ist die Seele noch zu Hause“
In der Regel werden zehn Stunden psychologische Betreuung angeboten, die verkürzt oder verlängert werden können. Manche brauchen es nicht in vollen Zügen, „bei anderen müssen wir uns entscheiden, über 10 Stunden hinauszugehen. Dann müssen wir sie in die Langzeitpflege nehmen“, sagt Kyok. Einige der Betreuten sind jedoch bereits wieder in ihre Heimat zurückgekehrt und kennen sich dann bestens mit der Nutzung des Betreuungsangebots in ihrem Heimatland aus: „Bei vielen Flüchtlingen ist sozusagen noch die Seele zu Hause, sie wollen nichts mehr als zurückzukommen.”
Krieg in der Ukraine
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7.000 Flüchtlinge gefangen genommen
Nach Angaben des steirischen Flüchtlingskoordinators Christopher Piberl wurden am Dienstag 6.962 Ukrainer bei der steirischen Polizei gemeldet. In Österreich gab es etwa 308.200 Binnenvertriebene, davon waren etwa 84 Prozent auf Weiterreise.
Laut Pieberl gibt es in der Steiermark derzeit 10.269 Menschen in Erstversorgung, davon 6.316 aus der Ukraine Vertriebene. Im Ankunftszentrum Graz sind von Beginn an 5.967 Personen registriert, davon 70 Prozent Frauen und 30 Prozent Männer. Etwas mehr als ein Viertel der Vertriebenen sind Kinder unter 14 Jahren. Nur 18 Personen wurden bisher im Ankunftszentrum positiv auf eine Krone getestet.
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