Stand: 25.04.2022 08:03 Uhr
Altkanzler Gerhard Schröder hat sich in einem Interview mit der New York Times gegen den Krieg in der Ukraine ausgesprochen, nicht aber gegen den russischen Präsidenten Putin. Daran gibt es scharfe Kritik.
Vitali Klitschko, Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt Kiew, fordert westliche Sanktionen gegen Schröder – etwa das Einfrieren seiner Konten und die Aufnahme in die Liste verbotener Flüge in die USA. Das sagte Klitschko der Bild. Angesichts der Propaganda Schröders ist es unverständlich, warum er in Hannover und nicht in Moskau lebt. Schröder ist laut Klitschko Teil von Putins System und damit mitverantwortlich für die Gräueltaten in der Ukraine. Der Altkanzler ist Aufsichtsratschef des staatlichen russischen Energieriesen Rosneft. In einem Interview mit der New York Times sagte Schröder, er könne sich einen Rücktritt vorstellen, wenn Russlands Präsident Wladimir Putin Deutschland und der EU das Gas abdrehe.
VIDEO: Schröder gibt Hannover die Ehrenbürgerschaft zurück (1 Minute)
SPD-Chef Klingbayl: Das Ausweisungs-Verfahren gegen Schröder geht weiter
Der nordrhein-westfälische CDU-Ministerpräsident Hendrik Wust bezeichnete Schröders Interview mit Build TV als „ziemlich verstörend“. Er forderte die PSD auf, ein Ausschlussverfahren gegen Schröder einzuleiten. SPD-Chef Lars Klingbail betonte in einem Berlin-Bericht gegenüber der ARD, entsprechende Verfahren seien bereits angelaufen. Er wiederholte auch, dass Schröders politische Positionen nicht die der PSD seien. Vier SPD-Verbände haben bereits ein Ausschlussverfahren gegen Schröder beantragt.
“Es gibt einige Punkte, die geklärt werden müssen”
In einem Interview mit der New York Times sagte Schröder am Samstag über den Krieg in der Ukraine: “Ich denke, dieser Krieg war ein Fehler und ich habe es immer gesagt.” Zu den Einzelheiten eines Gesprächs mit seinem langjährigen Freund Putin im März äußerte sich der 78-Jährige nicht: „Was ich Ihnen sagen kann, ist, dass Putin daran interessiert ist, den Krieg zu beenden. Aber es ist nicht so einfach. Es gibt ein paar Punkte, die geklärt werden müssen.”
Wird er auch Aufsichtsratsmitglied bei Gazprom?
Neben seiner Position als Aufsichtsratschef beim staatlichen russischen Energieriesen Rosneft war Schröder auch für Nord Stream und Nord Stream 2 tätig. Die Jahreshauptversammlung ist für den 30. Juni geplant. Laut New York Times hat Schröder im Interview offen gelassen, ob er die Nominierung annehmen wird. Er ist in Deutschland heftig kritisiert worden, weil er trotz des russischen Angriffs auf die Ukraine nicht zurückgetreten ist.
Schröder glaubt nicht, dass Putin Bush befohlen hat
Nach Angaben des Korrespondenten der amerikanischen Zeitung in Deutschland sprach sie zweimal mit dem ehemaligen Kanzler und Vorsitzenden der PSD in seiner Heimatstadt Hannover. In beiden Gesprächen habe sich der Altkanzler vom Krieg distanziert, nicht aber von Putin, schreibt die New York Times. Zum Massaker in den Vororten von Kiew sagte Bush Schroeder: “Das muss untersucht werden.” Die Zeitung zitierte ihn jedoch mit den Worten, er glaube nicht, dass die Befehle von Putin, sondern von unteren Ebenen kämen. Es ist das erste Mal seit Beginn des Krieges in der Ukraine, dass Putins langjähriger Freund in einem Interview zu Wort kommt.
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Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Niedersachsen Aktuell | 25. April 2022 | 08:00
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