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Kükenschreddern stoppen, Transport verschärfen – Politik –

04.05.2022 16:10 (akt am 04.05.2022 16:10)

Ein neues Tierschutzgesetz wurde eingeführt © APA | Segeltuch

Mehr Bewegungsfreiheit für Nutztiere, Schluss mit der Zersplitterung von Küken, Einschränkungen beim Transport von Tieren – dafür ist unter anderem das am Mittwoch dem Ministerrat vorgelegte Tierschutzgesetz vorgesehen.

Die Regierung sieht auch die Erfüllung der Forderungen des Volksbegehrens zum Tierschutz. Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) räumte ein, dass es in der Schweinehaltung noch Handlungsbedarf gebe.

Ausgeschlossen für ganzjähriges Tethering

Das aktuelle Paket muss der durchgehenden Ganzjahresanbindung von Rindern ab 2030 ein Ende bereiten. Der Grund für die langfristige Umsetzung liegt darin, dass in rund 4.700 Betrieben umfangreiche Umstellungen notwendig sind, so Rauch. AgrarMarkt Austria (AMA) ändert jedoch bereits 2024 sein Gütesiegel.

Das „unsinnige“ Töten von Hühnern ist verboten

Zudem soll das sinnlose Töten von Küken künftig verboten werden – außer zur Verfütterung an Zoos.

Für den Transport von Tieren sind strengere Vorschriften vorgesehen, beispielsweise durch strengere Vorschriften, höhere Strafen und kürzere Transportzeiten. Der Transport von Kälbern ist erst im Alter von drei oder vier Wochen erlaubt. Künftig dürfen ausgewachsene Zuchtrinder nur noch in wenige Drittländer exportiert werden.

Parteistellung der Ombudsleute

Zudem werden die Bundesanwaltschaften für Tierschutz gesetzlich gestärkt. Sie erhalten in Verfahren nach dem Tiertransportgesetz Parteistellung. Eine weitere Neuerung betrifft die Folterzucht: Es wird ein Werbeverbot mit Tieren mit Folter geben.

Das Gesetz soll diese Woche überprüft und Ende Juni vom Parlament verabschiedet werden. Anfang 2023 könnten die meisten Bestimmungen in Kraft treten.

Handlungsbedarf in der Schweinehaltung

In der Presselobby nach dem Ministerrat betonte Rauch, es werde Anreize für die Schweinehaltung geben, mehr Platz für Tiere zu schaffen. Er spricht insbesondere von plus 20 Prozent des Platzes in neu gebauten und umgebauten Ställen. Ein weiterer Punkt ist die obligatorische Kühlung. „Das ist der erste Schritt, er geht nicht weit genug, er reicht vielen nicht. Das war zumindest der Kompromiss, den wir dort erzielt haben“, gab er zu.

Köstinger wendet sich an Verbraucher

Landwirtschaftsministerin Elisabeth Koestinger (ÖVP) betonte, dass Tierschutzbemühungen nur funktionieren, wenn sie gemeinsam mit bäuerlichen Familienbetrieben umgesetzt werden. Die österreichischen Schweinehalter schreiben derzeit rote Zahlen, die Inflation schlägt sich auch auf die Futterkosten nieder und deutsches Schweinefleisch sei etwa ein Drittel billiger, sagte sie. Tierschutz kostet etwa ein Drittel mehr, biologische Behandlung doppelt so viel. Deshalb braucht es auch Verbraucher, die auf die richtigen Produkte zurückgreifen müssen.

Kritik von Tierschutzorganisationen

Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten bezeichnete die Umstellung in einer Aussendung als „schlecht“: „Schweine und Rinder werden weiterhin auf vollverkleideten Böden stehen, Schwanzkupieren und Kastration ohne Betäubung bei Ferkeln werden weiterhin gängige Praxis sein und auch Tiere werden transportiert jung und zu lang”, kritisierte die NGO. Die Wiener Tierschutzbeauftragte Eva Percy sagte, das Tierschutzpaket sei eine „Schlamperei für österreichische Schweine“. Die als Verbot von Vollspaltenböden angekündigten Maßnahmen sind eine Farce.

Der Verein gegen Tierfabriken (VGT) beklagte, dass sich für bestehende Unternehmen nichts ändere. Die Tierschutzrevolution sieht anders aus, das Leiden der Schweine geht weiter. Die Kastration von Ferkeln ohne Betäubung und das Abschneiden von Zöpfen wird fortgesetzt, was in der EU illegal ist. „Eine Erhöhung des Transportalters auf drei Wochen ist nicht nur sinnlos, sondern für junge Kälber fatal“, sagt Anne-Catherine Freud vom VGT.

Auch NEOS enttäuscht

NEOS-Tierschutzsprecherin Katarina Werner zeigte sich enttäuscht, „gerade im Nutztierbereich reichen die Vorschläge nicht aus“, sagte sie. Zunächst einmal ist es unverständlich, dass es im Bereich der Komplettspaltenböden keinen spürbaren Fortschritt gibt. „Die ÖVP tritt ständig auf die Bremse und will am Status quo festhalten. Gegen Sie ist eine grüne Partei, die nicht den Mut und die Hartnäckigkeit hat, deutliche Verbesserungen vorzunehmen.“