Erfolg nur durch ihre Fotografien – das wollten die 1928 geborene Frankentaler und ihre damaligen Künstlerkollegen Lee Krasner, Elaine de Kooning, Grace Hartigan und Joan Mitchell. Amerikanische Künstler des Abstrakten Expressionismus (AbEx) wollten sich nie über das Geschlecht definieren lassen – noch wollten sie „feministische Kunst“ machen.
Die boomende Szene in New York nach 1945 war jedoch eine Männerwelt, und so wurde der Kampf der abstrakten Expressionisten gegen Sexismus zur Nebenwirkung ihrer Suche nach dem “perfekten Bild”. „Sie rebellierten nicht gegen die Regeln einer Gesellschaft, die an den Rand gedrängt wurde. Sie haben sie einfach nicht anerkannt“, beschreibt Mary Gabriel die damalige Strategie der Künstlerin in ihrem Buch Ninth Street Women (2019).
Eine Fotoserie mit 8 Fotos
© 2022 Helen Frankenthaler Stiftung, Inc. / Bild rechts Wien „Untitled (on 21st Street)“, 1951 © 2022 Helen Frankenthaler Foundation, Inc. / rechts rechts Vienna Hotel du Quai Voltaire, 1956 © 2022 Helen Frankenthaler Foundation, Foundation / rechts Wien, Foto © Robert McKeever, courtesy of Gagosian New York Bamboo, 1957 © 2022 Helen Frankenthaler Foundation, Inc. / Bildrechte Wien „Third Floor, 94th Street, No IV“, 1960 © 2022 Helen Frankenthaler Foundation Inc. / Bildrechte Wien “Viewpoint”, 1974 © 2022 Helen Frankenthaler Foundation, Inc. / Bildrechte Wien “September”, 1975 © 2022 Helen Frankenthaler Foundation, Inc. / Bildrechte Wien „Santa Fe XIII“, 1990 © 2022 Helen Frankenthaler Foundation, Inc. / Bildrechte Wien „Südausstellung“, 2002
Ein selbstbewusstes Zwei-Meter-Statement
Der Auftritt Frankenthalers 1951 auf der legendären „9. Heiligen Ausstellung für Malerei und Skulptur“, der Schau, die als Urzünder des abstrakten Expressionismus gilt, zeigt, dass sie sich nicht in die ihnen zugedachten kleinen Nischen fügen wollen.
Damals war Frankenthaler erst 22 Jahre alt, hatte gerade sein Studium abgeschlossen und präsentierte gleich das größte Gemälde der Ausstellung. Das selbstbewusste Zwei-Meter-Statement begründete auch die Karriere der Tochter wohlhabender Eltern: Mitte der 1950er-Jahre wurden ihre Gemälde vom Museum of Modern Art (MoMA) angekauft, 1959 stellte sie in der Urkunde aus, 1966 im US-Biennale-Pavillon in Venedig und 1969 im Whitney Museum in New Yorker.
Die Geschichte der Malerei ist uneinheitlich
Trotz ihrer Bedeutung bleibt die 2011 verstorbene Künstlerin im deutschsprachigen Raum nahezu unbeachtet. Mit Painting Constellations zeigt die Kunsthalle Krems nun Frankenthalers erste Einzelausstellung in Österreich – und setzt damit ihre zweijährige Fokussierung auf zeitgenössische Künstler unterschiedlichster Stilrichtungen fort.
© 2022 Helen Frankenthaler Stiftung, Inc. / Bildrecht Wien, Foto © Tim Pyle, Light Blue Studio Frankenthaler revolutionierte die Kunst mit seinen Gemälden mit nassen Flecken: „Grotta Azura“ (1963)
Die Ausstellung mit 70 Arbeiten auf Papier und einer Auswahl von Gemälden aus den späten 1940er bis frühen 2000er Jahren trifft den Nerv der Zeit: Wie bei anderen historischen Strömungen in der Kunst hat sich in den letzten Jahren auch die Geschichte gegen den abstrakten Expressionismus gestellt. Eine Reihe von Einzelausstellungen und Publikationen (zB die bereits erwähnte „Ninth Street Women“) haben den Künstlerinnen dieser Kunstrichtung in den letzten Jahren internationale Gerechtigkeit verschafft.
Ankündigung der Ausstellung
Helen Frankenthaler. Malerische Konstellationen. Kunsthalle Krems, bis 30. Oktober, Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr.
Entgegen der landläufigen Meinung war die erste rein amerikanische Kunstbewegung kein reiner „Boys‘ Club“, in dem nur „Bad Boys“ wie Pollock mit spektakulären Gesten Farbe auf die Leinwand gossen: Der Abstrakte Expressionismus würde ohne Künstlerinnen wie Krasner de schlichtweg nicht existieren Kuning und Frankenthaler gibt es – wie der Blick auf Frankenthaler zeigt.
Poesie der Flüssigkeit
In Krems beginnt die Schau mit ihrem vom Kubismus inspirierten Frühwerk, gefolgt von expressiven, „trockenen“ grafischen Werken, mit denen die Künstlerin seit 1950 Erfolge feiert, wie Circus Landscape (1951), ein Feuerwerk der Farben zwischen Figuration und Abstraktion . Noch stärker wirken jedoch ihre berühmten Einweich- und Beizfotos, die man frei als Bild der „Soaked-Stain-Technik“ übersetzen kann.
© 2022 Helen Frankenthaler Stiftung, Inc. / Bildrecht Wien, Foto © Roz Akin “Home”, 1994 – spätere, lyrische Papierarbeit in der Technik der Sogflecken
Mit diesen farbenfrohen und amorphen Werken auf Leinwand erschütterte Frankenthal 1952 die Kunstwelt und revolutionierte sie in Richtung Farbfeldmalerei: Inspiriert von Pollocks Action Painting verflüssigte Frankentaller Terpentinfarbe, goss sie vorsichtig in verschiedene Richtungen und langsam auf die Leinwand Lassen Sie die anfänglich zentimeterdicke Farbe eindringen.
Konzentrieren Sie sich auf die Arbeit mit Papier
Die zarte und zugleich kraftvolle Poesie der Flüssigkeit mit ihren verblassenden Farbrändern lässt sich kaum fotografisch festhalten – nicht zuletzt ein Grund, sich die Fotografien in der Ausstellung anzusehen. Landschaften, insbesondere Meeresbuchten und Höhlen, haben Frankenthaler schon oft inspiriert. Titel wie Grotta Azura (1963), Viewpoint I (1974) und Arctic Thaw (1990) zeigen dies, aber auch blau gefärbte Felder und horizontale Linien, die sich in den Fotografien materialisieren.
Debatte
Warum entdecken sich gerade jetzt so viele Künstlerinnen neu?
Deutlich wird in der Kunsthalle Krems, wie sehr Papier für Frankenthaler eine Rolle spielte: Während die monumentale Salome (1978) vier Meter lang ist und durch ihr kontrolliertes, atmosphärisches Farbspiel beeindruckt, sind es eher spontane Arbeiten auf Papier die ihre flüssige Poesie einfach sprudelt.
“Niedlich und anspruchslos”
Frankenthalers Innovationskraft wurde schnell von einigen erkannt: Ihr damaliger Freund, der legendäre Kritiker Clement Greenberg, nahm Maurice Lewis und Kenneth Noland – die später als wichtigste Vertreter der Farbfeldabstraktion in die Geschichte eingehen sollten – in ihr Atelier. sichtbare Spuren in ihrer Arbeit hinterlassen. Greenberg, der auch den Begriff des Malens einer farbigen Fläche einführen musste, erwähnte Frankenthaler lange Zeit nicht in seinen Aufsätzen.
Österreich
Amazon-Pop-Art
Der Haupttenor eines Frauenhassers zeigte sich auch in Kritiken, die sich über die weibliche Natur von Frankentallers Soak Stain-Gemälden lustig machten: Die Times beschrieb eine Ausstellung im Jahr 1953 als “süß und unambitioniert”. Der Künstler Mitchell nannte seinen Künstlerkollegen sogar verächtlich „einen Verbandskünstler“.
Späte Gerechtigkeit
Auch wenn Frankenthaler Karriere gemacht hat – ihre Werke erzielten auf dem Auktionsmarkt meist siebenstellige Gewinne, in New York galt sie als „Grandma“ des abstrakten Expressionismus – bleiben viele Künstlerinnen des abstrakten Expressionismus im Schatten ihrer männlichen Kollegen. In The Ninth Street Women beschreibt Gabriel, wie Frauen gerade dann an den Rand gedrängt wurden, als die Kunstbewegung Ende der 1950er Jahre Fuß fasste und der Markt begann, die Kunstwelt zu kontrollieren. Ihre posthume Wiederentdeckung ist mehr als angemessen – wie die Frankenthaler-Schau zeigt.
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