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Marcus Söder: „Der Verteidigungsminister ist überfordert“

Marcus Söder hat in seiner Einführungsrede auf dem kleinen HSS-Parteitag scharfe Kritik an der Bundesregierung geübt. Die Parteichefin bekämpft nicht nur Christine Lambrecht.

CSU-Chef Marcus Söder kritisierte das Vorgehen der Bundesregierung in der Ukraine-Krise. Die Ampelkoalition streite miteinander, sagte Söder am Samstag zum Auftakt eines kleinen Parteitages der HSS in Würzburg. „Das rechtfertigt nicht wirklich den Führungsanspruch und den Erwartungsdruck, der auf Deutschland als größter und stärkster Nation in Europa lastet.

Söder kritisierte insbesondere, dass die Entscheidung über Waffenlieferungen an die Ukraine so lange gedauert habe – und der Streit weitergehe. “Der Verteidigungsminister ist überfordert”, sagte der HSS-Chef mit Blick auf das Vorgehen von Christine Lambrecht während des Krieges in der Ukraine. Er kritisierte auch, dass Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei der jüngsten Bundestagsdebatte um Rüstungslieferungen “so viel wie möglich” gewesen sei, nämlich eine Dienstreise nach Japan.

Söder greift Altkanzler Schröder an

Auch Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) attackiert Söder mit harschen Worten. Schröder sei ein “sturer, alter, seltsamer Mann”, dem das eigene Bankkonto wichtiger sei als Deutschlands Ansehen in der Welt, sagte er.

Der bayerische Ministerpräsident hat gefordert, dass Schröder nicht nur die PSD verlässt, sondern auch seine Privilegien als Altkanzler wiedererlangt. Der Altkanzler ist wegen seiner anhaltenden Geschäftsbeziehungen mit Russland scharf kritisiert worden.

Söder: „Freie Menschen von allen Seiten“

Frühere Hilfspakete des Bundes, die darauf abzielten, die Inflation infolge des Krieges in der Ukraine zu lindern, seien unzureichend, sagte Söder. Bisher reiche die Ampelkoalition nicht aus, sie müsse verbessert werden, glaubt der HSS-Chef. Die Bundesregierung mache „Schulden, Schulden, Schulden“ – und doch verschlechtert sich die soziale Lage drastischer, als die meisten glauben.

Insbesondere forderte Söder unter anderem Entlastungen für Rentner, Studenten und Mittelständler. Für Sprit, Strom und Lebensmittel aus der Region müssten die Steuern gesenkt werden: “Wir fordern bessere Entlastungen für alle bei den Energiepreisen.”

Eine Anspielung auf die Grünen, ein Hohn auf die Linke

Die CSU will vor allem Menschen eine Stimme geben, die sich Sorgen um den sozialen Abstieg machen, etwa den „Normalverdienern“ und Handwerkern. In Anspielung auf die Grünen veröffentlichte Söder das Motto seiner Partei: “Die HSS ist nicht der Boden der Avocado, sondern der Boden des Schnitzels.”

Aus Söders Sicht wäre eine Auflösung der Linkspartei gut für Deutschland. „Wenn sie verschwinden, werden wir drei Kreuze auf sie setzen“, sagte der bayerische Ministerpräsident. An einen konstruktiven Beitrag der Partei für Deutschland kann er sich nicht erinnern. Gleichzeitig hat die Union in den letzten Jahren von der Zersplitterung des linken Lagers profitiert.

Außenpolitik im Fokus

Schwerpunkt des kleinen Parteitages der HSS ist die Außenpolitik. Dazu muss eine Resolution verabschiedet werden, in der die CSU ihre zentralen Positionen im Bereich der Außen- und Sicherheitspolitik formuliert: Angesichts der russischen Aggression gegen die Ukraine setzt die Partei noch stärker auf Beziehungen zum Westen, militärische Stärke und Unabhängigkeit.

„Wir fordern einen Nationalen Sicherheitsrat, eine effektive Wirtschafts-NATO, einen Bundesbeauftragten für Fake News und einen angepassten Schutz für Bürger und Öffentlichkeit“, sagte CSU-Generalsekretär Stefan Meyer der Deutschen Presse-Agentur vor der Veranstaltung.

“Effiziente Wirtschafts-NATO” gefordert

In seinem außenpolitischen Papier erläuterte er, was die CSU unter Wirtschafts-Nato verstand: „Mit der Gründung eines Wirtschaftsbündnisses zwischen der Europäischen Union, den USA und anderen Nato-Staaten sowie Global Playern wie Kanada, Australien, Japan, Süd Korea und Israel, wir können den freien Welthandel an neue Realitäten anpassen und die Zusammenarbeit in strategischen Bereichen stärken. Er fügte hinzu: „Wir setzen ökologische, soziale und ethische Standards, die das wirtschaftliche Handeln der Mitgliedsstaaten vereinheitlichen und damit zum internationalen Goldstandard werden.“ Auch eine engere Zusammenarbeit mit Indien wird angestrebt.

In dem Dokument „Sicherheit, Souveränität und Macht neu denken – Anforderungen an Deutschland in einer neuen Zeit“ tritt die CSU zudem für eine von russischen Importen unabhängige Energieversorgung ein, die neben erneuerbaren Energieträgern auch die verstärkte Nutzung von Kernenergie und Energieversorgung einschließt Gaslieferungen aus anderen Ländern. „Langfristig müssen Deutschland und die EU ihr Angebot an Energielieferanten erweitern. Südliche Wasserstoff- und Gaspipelines sind dafür eine Voraussetzung“, sagte er weiter. Auch bei der Lebensmittelversorgung muss Europa langfristig unabhängig von Importen werden. Der HSS forderte auch eine Reihe von Maßnahmen zur Steigerung der Verteidigungsfähigkeit Deutschlands und Europas.