Germany

Marer fordert Transparenz in der Energiepolitik

IHK-Chef Marer warf der grünen Umweltministerin Gevesler “selektive Informationspolitik” vor und forderte mehr Bürgerbeteiligung nach deutschem Vorbild.

Als “überwiegend erstaunt” bezeichnete Wirtschaftskammer-Chef Harald Marer das Treffen mit Umweltministerin Leonore Gevesler (Grüne) vor wenigen Tagen. Vertreter des Unternehmens wollten von Gewessler wissen, welche konkreten Pläne es zum Thema Energieversorgung gebe, ob Szenarien entwickelt worden seien, falls der russische Gashahn geschlossen werde. Sie habe “wenig Erfahrung”, sagt Marer. Und um seine Kritik nicht als Angriff auf den Koalitionspartner der Grünen abzutun, lobt Marer auch die deutschen Grünen, allen voran den für Energiefragen zuständigen Wirtschaftsminister Robert Habek. „In Deutschland funktioniert die Integration viel besser“, sagte Marer.

Eine ähnliche Transparenz erwartet er auch von Gewessler, auch vom Finanzministerium wünscht sich Marer eine schnelle Aufklärung. Die Inflation steigt in schwindelerregende Höhen, zuletzt bei 7,2 Prozent, und Unternehmer befürchten, dass extreme Lohnforderungen auf sie zukommen. Die rasche Abschaffung der Kaltprogression wäre ein klares Signal an die Tarifpartner, sagte Marer. Er plädiert auch dafür, Schritte zur für 2023 geplanten Steuerreform vorzuschlagen. Er plant, die dritte Tarifstufe bei der Lohn- und Einkommensteuer von 42 auf 40 Prozent und die Körperschaftsteuer für Unternehmen von 25 auf 23 Prozent zu senken. Diese Maßnahmen werden die Inflation reduzieren.

Marer kann sich auch Steuererleichterungen für energieintensive Industrien vorstellen. Ein solches Modell wurde in Italien entwickelt. Dort können Unternehmen ihre Mehrkosten von der Steuer absetzen.

Baue mehr Kraftwerke

Bei der Stromversorgung wünscht sich der Präsident der Handelskammer, dass neue Systeme wie Wasserkraftwerke oder Windparks „ohne Tabus“ diskutiert werden. Marer mischte sich auch in die Affäre des Vorarlberger Wirtschaftsbundes ein. In der Vorarlberger Wirtschaft, einem Organ des ÖVP-Wirtschaftsbundes, sind bekanntlich Anzeigen der Wirtschaftskammer erschienen. Eine der vielen Behauptungen ist, dass das Geld aus dem obligatorischen Mitgliedsbeitrag möglicherweise zur Finanzierung von Partys verwendet wurde. Diese Praxis will Marer nun stoppen. Der neue Leitfaden muss schnell in Angriff genommen und dann bei allen Kammerorganisationen angewendet werden. Insgesamt 22,6 Millionen Euro haben die Handelskammer und ihre Organisationen im vergangenen Jahr für Werbung und Medienkooperationen ausgegeben.