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ÖVP-Finanzen: Die Opposition wartet noch nicht auf Wallners Rücktritt

Manuela Auer, Vizepräsidentin des SPÖ-Klubs im Vorarlberger Landtag, und NEOS-Klubchefin Sabine Shefknecht rechnen nicht mit einem baldigen Rücktritt von Landeshauptmann Marcus Wallner (ÖVP). Im morgigen Sonderlandtag werde ihn die Opposition darum bitten und ihm das Vertrauen entziehen, aber „ich glaube nicht, dass diese Erkenntnis so weit ist“, sagte Auer der APA. Anlass für die Sondersitzung sind die Turbulenzen um den Wirtschaftsverband ÖVP.

Wallner habe “das letzte Vertrauen ausgesprochen”, erklärten die Vereinsvorsitzenden von FPÖ, SPÖ und NEOS gestern, warum sie ihr Misstrauen aussprechen. Er ist hauptverantwortlich für den Skandal. Vorwürfe gegen ihn gingen auch in Richtung Korruption, er sei nicht mehr geschäftsfähig und müsse zurücktreten, wiederholten sie ihre Forderung am Freitag.

Der erste besondere Ländertag in Vorarlberg

Im Sonderlandtag – dem ersten in der Geschichte Vorarlbergs – steht ein Misstrauensvotum nicht auf der Tagesordnung, es wird also auch nicht darüber abgestimmt. Der Antrag musste am Freitag bis 17 Uhr eingereicht werden. Auer und Shefknecht erklärten am Sonntag, sie hätten diesen Termin nicht versäumt, sondern sich bewusst dafür entschieden, alles „step by step“ zu tun. So etwas muss ernsthaft gemacht werden, ein paar Tage spielen keine Rolle. Auer sagte, im Sonderlandtag gebe es genug zu diskutieren. Der Antrag wird frühestens am 11. Mai im Landtagsplenum behandelt.

Die Grünen halten derzeit die ÖVP

Oppositionsparteien haben die Grünen als Regierungspartner der ÖVP aufgefordert, ein Misstrauensvotum zu unterstützen. Bisher waren sie äußerst vorsichtig. Am Freitag machten die ranghohen Grünen in Vorarlberg deutlich, dass sie der ÖVP zumindest vorerst treu bleiben werden. Vizekanzler und Bundessprecher Werner Kogler sagte dem Ö1-Journal zu Gast, der Ruf Vorarlbergs als „reines Bundesland“ sei „dauerhaft“ getrübt, Wallners Rücktritt wolle er aber nicht fordern.

Wallner bestreitet die Vorwürfe

In der ÖVP-Affäre gegen den Landeshauptmann wurden Vorwürfe laut, er habe selbst in Firmen geworben und im Gegenzug politisches Entgegenkommen versprochen. Wallner wies die Vorwürfe scharf als “offene Lüge” und absurd zurück. „Ich bin kein Werber des Wirtschaftsverbandes“, betonte er.

Im Landtag wird jedenfalls mit einer scharfen Debatte über die Vorgänge rund um den Unternehmerverband gerechnet. Die Sitzung wurde auf Antrag von elf Vertretern von FPÖ, SPÖ und NEOS einberufen. Grund dafür ist die Anfrage der Oppositionsparteien an Wallner vom 4. April: „Welche Schlüsse ziehen Sie aus dem Skandal um die Spenden der ÖVP-Partei?“