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Pareidolie oder Artefakt? Fotos des Rovers zeigen einen „Tunneleingang“ auf dem Mars

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(Curiosity Mastcam-Bild mit Datums- und Zeitstempel „2022-05-07T07: 58: 16.000Z“) (Klicken Sie auf die Bildmitte, um zum Original der NASA-Bilder zu gelangen.) Copyright: NASA / JPL- Caltech / MSSS

WASHINGTON (USA) – Neue Bilder des NASA-Rover Curiosity entfachen derzeit vor allem in den sogenannten sozialen Medien kontroverse Diskussionen darüber, was darauf zu sehen ist. Tatsächlich ist es schwer, dem Eindruck eines Eingangs zu einem Tor oder Tunnel in einer Mars-Felswand zu widerstehen, wenn Sie auf Bilder stoßen. Jenseits von Spekulationen liefert Grenzwissenschaft-Aktuell.de (GreWi) bisher bekannte Fakten und Hintergründe.

Die Bildserie wurde vom Marsrover Curiosity mit seiner Mastcam am 3466. Tag der Mission (Sol), was dem 7. Mai 2022 entspricht, aufgenommen.

Das Foto (2022-05-07T07: 58: 16.000Z) weckte zunächst das größte Interesse in dieser Serie, da es tatsächlich eine Struktur zeigt, die einem künstlich in den natürlichen Felsen gehauenen Eingang ähnelt (siehe Titelbild oben).

Tatsächlich ähnelt die Struktur dem Eingang zu einer Mine oder dem Eingang zu einem Tunnel oder einem Höhlengrab.

Zum Vergleich: Der Eingang zum Etenna-Höhlengrab bei Sirtekoy in der Türkei (links) und zu einer historischen Goldmine (rechts). Copyright / Quelle: W.Dorn via alaturka.info / public domain

Es ist schwierig, die genaue Größe der Marsstruktur abzuschätzen, aber sie wird wahrscheinlich so groß wie Tor sein, da die Felsoberfläche nur wenige Meter vom Rover entfernt erscheint. Grenzwissenschaft-Aktuell.de (GreWi) hat anhand weiterer Rover-Aufzeichnungen folgendes Panorama-Mosaik der Landschaft erstellt, das die Größenbestimmung erleichtern kann.

Mosaik basierend auf ausgewählten Bildern aus einer Bilderserie des Rovers „Curiosity“ vom „07.05.2022“. Copyright: NASA/JPL-Caltech/MSSS/Grenzwissenschaft-aktuell.de

Auch wenn sich das torartige Gebilde markant von der restlichen Landschaft abhebt und künstlich wirkt, zeigt sich bei genauerem Hinsehen, dass dies auf den Fotos nicht das einzige Bauwerk dieser Art ist: Rechts neben der „großen Tür“ steht eines . Ein ähnliches Loch im Felsen – aber viel kleiner …

Das Bild von Curiosity (2022-05-07T07:58:31.000Z) zeigt, dass das vermeintliche „große Tor“ nicht die einzige Struktur dieser Art in der Gegend ist, wenn auch viel größer. (Klicken Sie auf die Bildmitte, um zum Original im NASA-Bilddatenbestand zurückzukehren.) Copyright: NASA / JPL-Caltech / MSSS

Jenseits aller Spekulationen handelt es sich um in Form oder Material von der natürlichen Umgebung abweichende Strukturen, die Forscher und Wissenschaftler bei der Suche nach dem Erbe extraterrestrischer Technologien auf Planeten und Himmelskörpern im Sonnensystem erhoffen (… GreWi-Berichte).

Doch nicht jede künstlich wirkende Struktur entpuppt sich als Artefakt. Unser Gehirn spielt uns oft einen Streich, wenn wir der Tendenz erliegen, vertraute Objekte und Muster auch in chaotischen Strukturen wie Felsen und Wolken zu erkennen. In der Wahrnehmungspsychologie spricht man von „Pareidolie“. Das sogenannte Gesicht des Mars (was auch immer es ist) wird von vielen als leuchtendes Beispiel angesehen (siehe Abbildung).

Das vielleicht berühmteste „Illusionsgesicht“ überhaupt: Aufgrund der damals niedrigen Bildauflösungen und günstigen Licht- und Schattenverhältnisse erschien natürliches Fleisch auf Aufnahmen der Raumsonde Viking als beeindruckendes „Gesicht des Mars“ (links). NASA. Erst spätere Bilder des Mars Reconnaissance Orbiter aus dem Jahr 2007 offenbarten seine wahre Form (rechts), in der einige Beobachter noch unnatürliche Symmetrien erkennen. Urheberrecht: NASA/JPL/Universität von Arizona

In anderen Fällen sind es eine unbekannte Perspektive der Kamera oder falsch eingeschätzte Proportionen, die uns – wie kürzlich geschehen – beim Betrachten von Bildern des chinesischen Moonwalkers zunächst an einen riesigen Triumphbogen auf der Rückseite des Mondes denken lassen, der entpuppte sich dann als unscheinbarer Stein (… GreWi berichtete). Tatsächlich ist dieser Trend wahrscheinlich für einige Kuriositäten verantwortlich, die einige Beobachter von Bildern vom Mars dort bereits entdeckt haben wollen.

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Diese Spekulation hilft jedoch nicht bei der wissenschaftlichen Suche nach künstlichen Strukturen im Sonnensystem, die nicht von Menschen dort hinterlassen wurden. Finden Forscher eine geeignete Struktur, wird diese zunächst im Kontext der Umwelt auf einen möglichen natürlichen Ursprung überprüft. Bleibt der Eindruck der Künstlichkeit des Objekts oder Bauwerks erhalten, kommt dieses bis zur weiteren Recherche – idealerweise vor Ort – nur als „Kandidat“ für den künstlichen Bau in Frage. Dies gilt – wenn überhaupt – auch für den hier diskutierten „Eintritt zum Mars“. Die NASA selbst hat sich jedoch noch nicht zum “Gateway to Mars” geäußert …

Symbolbild: Rechteckige Ruinen im Marsgebiet von Arabia Terra – oder nur eine Laune der Natur? HYPER-SETI stellt diese Frage und muss nach “Anomalien” in ansonsten bekannten Umgebungen auf der Erde, anderen Planeten und im Weltraum suchen. Das Originalbild und zusätzliche Informationen zum Bild der NASA finden Sie HIER. Urheberrecht: NASA

Ein weiteres Beispiel für einen solchen „Kandidaten“ ist das riesige exakte Quadrat, das sich mit einer Länge von etwa 2,5 Kilometern als Ruine in der Marsregion von Arabia Terra befindet und erstmals von der an Bord gefundenen „Mars Orbiter Camera“ (MOC) aufgenommen wurde Der Orbiter Mars Global Surveyor der NASA. Auch hier steht die Untersuchung des Bauwerks vor Ort noch in den Sternen.

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Recherchequellen: NASA, eigene Studie Grenzwissenschaft-aktuell.de

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