Rötgen fordert Rüstungslieferungen Militärhilfe für die Ukraine stößt auf Skepsis
16. April 2022, 15:07 Uhr
Inmitten einer hitzigen Debatte um die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine erhöht die Bundesregierung die Militärhilfe für Partnerländer. Die Entscheidung wurde von vielen Ampelpolitikern begrüßt. Die Opposition ihrerseits hat den Schritt kritisiert und den Plan als „zynisch“ bezeichnet.
Die Ankündigung der Bundesregierung, mehr Geld für Militärhilfe vor allem für die Ukraine bereitzustellen, stieß auf Skepsis. Welche Waffen dem Land wann zur Verfügung stehen, ist noch unklar. Die Ukraine brauche jetzt “schnellstmöglich Verteidigungswaffen”, schrieb CDU-Außenpolitiker Norbert Rötgen auf Twitter: “Mit Geld kann sie sich nicht wehren.”
Bundesfinanzminister Christian Lindner kündigte am Freitagabend an, die sogenannte Ausbildungshilfe – eine Initiative zur Stärkung der Sicherheit ausländischer Partner – im Bundeshaushalt auf zwei Milliarden Euro aufzustocken. “Das meiste Geld kommt der Ukraine zugute”, schrieb Lindner auf Twitter. Die ARD berichtete, dass “deutlich über eine Milliarde” des Geldes in die Ukraine fließen sollen. Die Ukrainer könnten damit “die Waffen kaufen, die sie wollen”, hieß es unter Berufung auf Regierungskreise.
Rötgen schrieb, die Ukraine habe bereits Geld, um Waffen zu kaufen. Zudem würden deutsche Mittel erst verwendet, wenn der entsprechende Haushalt verabschiedet sei und „dann ist Sommer“. „Ich muss leider sagen, dass das, was sich Scholz und Lindner ausgedacht haben, zynisch ist“, kritisierte der HDZ-Politiker. Im Deutschen Redaktionsnetzwerk sprach Rötgen von einem „Trick“, der der Koalition nur helfen solle, „einen Rettungsanker im Rüstungsstreit zu finden“.
“Guter erster Schritt”
Der Grünen-Europapolitiker Anton Hofreiter sagte der Welt am Sonntag, die Aufstockung der Militärhilfe sei ein “guter erster Schritt”. Allerdings könne die Maßnahme „die direkte Waffenlieferung nicht ersetzen“. “Wer die Ukraine trotzdem nicht mit schweren Waffen beliefern will, arbeitet in den Händen der russischen Offensive”, schrieb Grünen-Politiker Ralph Fuchs. „Die Ukraine bezahlt unser Zögern und Zögern mit Waffenlieferungen und Sanktionen mit Tod und Zerstörung“, warnte er.
„Die Ankündigung einer verstärkten Militärhilfe für die Ukraine klingt auf den ersten Blick gut“, sagte der ukrainische Botschafter in Berlin, Andriy Melnik, gegenüber der Welt am Sonntag. Es gab jedoch keine Konsultation mit seinem Land zu diesem Thema.
“Wir kennen weder das Volumen weiterer Waffenlieferungen, noch das Verfahren, noch den Zeithorizont”, sagte Melnik gereizt. Es gibt Angebote zur Lieferung schwerer Waffen deutscher Rüstungskonzerne, aber keine Zusage der Bundesregierung. Er hoffe aber auf einen “ehrlichen und konstruktiven Dialog”.
“Dann geh”
Auch Bundeskanzler Olaf Scholz steht wegen seiner Rüstungszögerungen aus den Reihen der Ampelkoalition unter starkem Druck. Neben Hofreiter haben auch die FDP-Verteidigungspolitikerin Ehe-Agnes Strak-Zimmermann und der FDP-Außenpolitiker Michael Roth die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine gefordert. Strack-Zimmermann äußerte sich nach Bekanntwerden der Aufstockung der Militärhilfemittel positiv. „Es funktioniert“, schrieb sie auf Twitter.
Kritik kam auch von der Opposition. „Wer immer noch an Waffenlieferungen denkt, um einen Krieg zu beginnen, hat in den letzten Wochen entweder nichts verstanden oder will, dass Russland und Putin diesen Krieg gewinnen“, schrieb CDU-Politiker Serap Guler auf Twitter. “Wir müssen die Ukraine mit den nötigen Waffen versorgen”, forderte der HSS-Europapolitiker Manfred Weber in der Passauer Neuen Presse. Der „Aufschubkurs“ von Scholz müsse beendet werden, forderte NRW-Ministerpräsident Hendrik Wust im RND.
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