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Sind Omicron-Subtypen tödlicher?: Lauterbach warnt vor „Killing Variants“ – und Kritik – Erkenntnis

Die Sieben-Tage-Morbidität in Deutschland ist derzeit stark rückläufig – beim Osterinstitut meldete Robert Koch (RKI) einen Wert von 834,3. Vor einer Woche lag die Inzidenz bei 1.097,9. Auch wenn die aktuellen Daten wegen der Feiertage nicht wirklich aussagekräftig sind, gehen Experten davon aus, dass die Zahl der Infizierten tatsächlich rückläufig ist. „Unsere Modelle zeigen derzeit einen ähnlichen Rückgang wie gemeldete Fälle“, sagten Modellierer um Kai Nagel von der TU Berlin. „Das deutet darauf hin, dass dies kein Artefakt einer veränderten Teststrategie ist, sondern ein echter Abschwung.“

Auch Epidemiologe Hajo Zeeb deutet auf eine rückläufige Infektionsrate hin: „Wir haben es mit epidemischen Wellen zu tun und diese Omicron-Welle hat ihren Höhepunkt überschritten, wozu der saisonale Trend allmählich beiträgt.“ und die Leibniz-Epidemiologie in Bremen, schreibt dpa.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) blickt weiterhin mit Sorge auf den kommenden Herbst und Winter. Er warnte noch in diesem Jahr vor einer möglichen „Killervariante“ des Coronavirus. „Aktuell werden verschiedene Untervarianten von omicron entwickelt, was mir Sorgen bereitet“, sagte der Bild am Sonntag-Politiker. Lauterbach weiter: “Es ist durchaus möglich, dass wir eine hoch ansteckende Version von omicron bekommen, die so tödlich ist wie Delta.”

Für die Aussage wurde er sofort kritisiert. Der Virenwissenschaftler Jonas Schmid-Chanasit von der Universität Hamburg antwortete am Sonntag auf Twitter: „Was sind das für tödliche Optionen?“

Er sagte gegenüber Bild: „Das Auftreten eines ‚Killers‘ im Herbst – was auch immer es sein mag – ist laut WHO ein sehr unwahrscheinliches Szenario.“

Omicron ist eine Immunvariante des Coronavirus, die versucht, das menschliche Immunsystem zu umgehen. Aber man habe gesehen, dass „die Impfung einen guten Schutz vor schwerer Krankheit und Tod bietet“, wurde er am Montag zitiert.

Auch der Bonner Virologe Hendrik Strike kritisierte die Wortwahl des Gesundheitsministers. Er sagte der Zeitung, die Entwicklung der Optionen sei ebenso unberechenbar wie sie beeinflusse: „Statt also vor Szenarien wie ‚Killeroptionen‘ zu warnen, wäre es wichtig, sich auf Herbst und Winter vorzubereiten.“

Gefährlicher wird das Virus in der Regel aber nicht. „Wenn man das Virus zur Veranschaulichung vermenschlicht, dann will es leichter übertragbar sein, um Immunreaktionen zu vermeiden und gleichzeitig seine eigene Fitness nicht zu verlieren. „Krankheitsverursachende Eigenschaften gehören nicht dazu“, sagte Strick.

Auch CDU-Gesundheitspolitiker Erwin Rüdel kritisierte Lauterbach: „Er musste eigentlich aus seinen Fehlern und Fehleinschätzungen lernen“, schrieb er am Sonntag auf Twitter.

Lauterbach wolle mit großangelegten Impfstoffbestellungen gegen drohende Wellen im Herbst ankämpfen, sagte Lauterbach weiter. „Unser Ziel ist es, genug Impfstoff für jeden Bürger zu haben, egal welche Option. Dann haben wir sowohl für das Omikron als auch für das Delta ein Gegenmittel.“ Dann sind Sie für alles gerüstet.

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Er forderte schnellstmögliche Änderungen des Infektionsschutzgesetzes, damit die Indoor-Maskenpflicht im Herbst wieder gelten könne. „Im Herbst wird sich die Situation wieder ändern, dann häufen sich die Fälle, dann gibt es wahrscheinlich neue Mutationen oder die Zahl der Fälle von Omicron-Infektionen wird stark zunehmen. Deshalb müssen wir das Infektionsschutzgesetz bis dahin noch einmal überarbeiten.“

Der Vorsitzende der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brich, sagte der dpa, wenn der Gesundheitsminister das Infektionsschutzgesetz im Herbst verschärfen wolle, müsse er jetzt damit beginnen, den liberalen Koalitionspartner zu überzeugen. „Früher hat Karl Lauterbach damit bis zur letzten Minute gewartet. Das Ergebnis ist nun eine gesetzliche Regelung, die wenig Schutz bietet.“

Lauterbach sagte in einem Interview weiter, dass es dann “möglicherweise wieder unbedingt erforderlich und rechtlich durchsetzbar sein wird, das Tragen von Masken in Innenräumen wieder verpflichtend zu machen”. Für eine solche Entwicklung ist laut Lauterbach auch die Ablehnung der Impfpflicht verantwortlich: „Das Scheitern der Impfpflicht war eine herbe Enttäuschung“, sagte er. „Nach einem guten Sommer könnte der große Unterschied in der Impfung einen schwierigen Herbst bedeuten. Dann erwarten viele Wissenschaftler die nächsten Wellen.“

Meldungen, dass bald elf Millionen Impfdosen vernichtet werden müssten, wies Lauterbach zurück: „Das stimmt nicht. Je nachdem, wie viele Menschen eine vierte Injektion wünschen, werden höchstens vier Millionen Dosen vergehen.

Gesundheitsbehörden in Deutschland meldeten 39.784 neue RNA-Coronavirus-Infektionen an einem Tag. Vor einer Woche wurden noch 55.471 Infektionen registriert. Experten gehen jedoch davon aus, dass die Erfassung seit einiger Zeit unzureichend ist, etwa weil nicht alle Infizierten einen PCR-Test hatten. Nur sie werden in der Statistik gezählt.

In Deutschland wurden nach neuen Angaben innerhalb von 24 Stunden 13 Todesfälle registriert. Vor einer Woche gab es 36 Todesfälle. Seit Beginn der Pandemie hat das RKI 23.416.663 nachgewiesene Sars-CoV-2-Infektionen gezählt. Die tatsächliche Summe dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen unentdeckt bleiben.

Die Zahl der Kronen-Infizierten, die pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen in Kliniken kamen, lag laut RKI am Donnerstag bei 6,41 (Mittwoch: 6,49). Und hier gibt es Tage mit unvollständigen Berichten. Der Wert schließt auch viele Menschen mit positivem Kronentest ein, die eine andere Grunderkrankung haben. Die Zahl der Genesenen gab das RKI am Sonntag mit 19 880 300 an, die Zahl der Menschen, die an einer nachgewiesenen Sars-CoV-2-Infektion starben oder daran teilnahmen, stieg auf 132 942.