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Sonnenfinsternisgefahr: Kitz baut für die Reichen eine Weltgerichtssiedlung – Tirol

Ein nobles Resort für reiche Leute, falls die Welt unterzugehen droht. Das planen österreichische Investoren aus den Kitzbüheler Alpen.

Ein Resort für die Reichen, falls das Ende der Welt kommt. Das soll die „autarke Arche Noah“ werden, das Prestigeprojekt der Immobilienbauer der Kitzbüheler Alpen. Jeder, der die Homepage besucht, sieht eine Liste möglicher Szenarien, in denen eine Person aus der Abteilung ausscheiden kann.

Wir sprechen von Umweltverschmutzung, Krieg, Sonnenfinsternis oder einem tödlichen Virus. Der Ort, an dem das Resort gebaut wird, ist ein abgelegener Pass in der Nähe von Kitzbühel. Einige prominente Kunden haben sich bereits angemeldet, darunter Anfragen aus der Schweiz, Deutschland und Österreich, berichtete der SPIEGEL.

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13 Villen

„Wir sehen die Herausforderung dieser Zeit als unsere Mission für die Zukunft! Wir müssen aus dem Massenstrom herauskommen, alle Prozesse und Strukturen des Lebens überdenken und eine Umgebung schaffen, die Natur und Menschen respektvoll miteinander verbindet“, schrieben die Macher von „Self -genügend Arche Noah”. „Auf Ihrer Website.

Seinen Angaben zufolge sollen 13 „Villen für das Ende der Welt“, 33 Apartments, vier Townhouses und ein Hotel mit 77 Zimmern entstehen. Für 15 Millionen Euro bekommt man eine komplett eingerichtete Villa mit rund 430 Quadratmetern Wohnfläche.

Porsche zog sich als Sponsor zurück

Aber bisher ist etwas schief gelaufen. Laut PR-Verantwortlicher Anton Santner seien „in der Vergangenheit unglaublich viele Fehler gemacht worden“. Es ist geplant, dass potenzielle Käufer den e-Porsche kostenlos erhalten. Porsche interessierte sich jedoch nicht mehr für das Projekt und zog sich als Sponsor zurück. Auf der Seite steht auch, dass das Luxusresort „im Nationalpark Hohe Tauern“ gebaut wird, was nicht stimmt. Es entsteht in der Nähe, nicht im Park.

Laut den Entwicklern des Projekts wurden bereits erste Deals abgeschlossen und erfolgreiche Unternehmer und ehemalige Sportler sind interessiert. Familien mit Kindern, „die unsere Ideen teilen“, werden bevorzugt, so die Entwickler. Doch seit Beginn des Projekts gab es immer wieder scharfe Kritik an dem Projekt und es gab mehrere Lücken in der Werbung für Luxusimmobilien. Das Resort wurde vor der Kulisse der Seiser Alm in Italien falsch dargestellt, und ein anderes Mal wurde die Zugspitze in Deutschland als Kulisse verwendet.

“Seit 15 Jahren Dreck und Lärm”

Der Tiroler Fotograf Lois Hehenblainker bezeichnet das finstere Online-Auswahlverfahren als „Scientology-ähnliche Vorauswahl für Menschen mit Autismus im Unterland“. Auch Marlene Rainer, die derzeit noch Vorsitzende des Naturparkvereins Wasenmoos ist, sind die Bauarbeiten ein Dorn im Auge. Helikopter landeten immer wieder bei Interessenten, verließen die Baustelle aber meist in wenigen Minuten. „Ich kann mir bis heute nicht erklären, wie Investoren zu ihren Genehmigungen kamen“, sagte Rainer. Nach 15 Jahren Dreck und Lärm in den sonst ruhigen österreichischen Bergen will sie nun wegziehen.

Projektentwickler und Miteigentümer Michael Staninger blickt derweil optimistisch in die Zukunft. Das Resort bei Kitzbühel soll ein Ort sein, an dem man „den Alltag und die Herausforderungen von damals hinter sich lassen“ kann. Der Sarg für die Reichen am Thunerpass soll übrigens offiziell im Dezember 2024 um Punkt zwölf Uhr starten. Zu Beginn des Projekts hofften die Verantwortlichen noch, dass die ersten Villen und Apartments zur Saison 21/22 fertig sein würden.

Nav-Konto np Zeit 08.05.2022, 19:55 | Akt: 08.05.2022, 19:55