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Studie: Österreich kann ab 2027 auf russisches Gas verzichten – Österreich

Auf . – 28.04.2022 05:00 (akt 28.04.2022 07:00)

Österreich kann ab 2027 auf Gas aus Russland verzichten. © REUTERS / Dado Ruvic / Illustration

Österreich kann ab 2027 auf russisches Gas verzichten. Dazu müssen jedoch der Gasverbrauch gesenkt, alternative Importe erhöht und die Produktion von Biogas und grünem Wasserstoff ausgebaut werden.

Österreich kann ab 2027 auf russisches Gas verzichten. Das zeigt eine Studie der Energieagentur im Auftrag des Umweltministeriums. Um dieses Ziel zu erreichen, muss der Gasverbrauch bis dahin jedoch um ein Viertel gesenkt werden. Alternative Importe müssen temporär verdreifacht und die Biogas- und Wasserstoffproduktion deutlich ausgebaut werden. Die eigene Erdgasförderung muss unverändert bleiben.

Es seien „Anstrengungen“ erforderlich, um das russische Gas bis 2027 auslaufen zu lassen

Franz Angerer, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur, weist darauf hin, dass die jahrzehntelange Abhängigkeit von Russland weder sofort noch kurzfristig zu ändern sei. Doch “nationale und internationale Anstrengungen” würden dies bis 2027 ermöglichen.

Gleichzeitig weist er darauf hin, dass der Anstieg der Erdgaspreise in vielen Bereichen zu einem Rückgang des Gasverbrauchs führen wird. „Die genaue Berechnung der Verbrauchsreduzierung ist wegen dieser beispiellosen Preisexplosion nicht seriös“, sagte er. Die Energieagentur prognostiziert, dass die Energiepreise mittelfristig hoch bleiben werden und daher weiterhin Anreize bestehen werden, den Gasverbrauch zu senken und auf erneuerbare Energiequellen umzusteigen.

“Jeder Gaskessel, den wir wechseln, macht uns unabhängiger”

An diese Analyse will Klimaministerin Leonore Gevesler (Grüne) an die Arbeit der Regierung anknüpfen. „Wir müssen aus dem russischen Erdgas aussteigen. Das ist die einzig richtige Antwort auf Russlands Angriff auf die Ukraine. Wir können die Tatsache nicht ignorieren, dass dieser Ausstieg nicht über Nacht geschehen wird“, sagte Gevesler. Aber „jede Gastherme, die wir wechseln, macht uns unabhängiger.“ Österreich muss die eigene Produktion mit Biogas und grünem Wasserstoff steigern, aber auch neue Lieferanten erschließen – von Norwegen bis Katar. Damit engagiert sich Österreich stark beim gemeinsamen Bezug von Gas aus der EU.

Österreich benötigt derzeit 89 Terawattstunden (TWh) Gas pro Jahr. Davon werden 63 TWh aus Russland importiert, 10 TWh in Österreich subventioniert und der Rest (16 TWh) aus anderen Ländern importiert.

Gasimporte aus anderen Ländern sollen russisches Gas überflüssig machen

Das Szenario der Energieagentur sieht vor, dass der Verbrauch in Österreich bis 2027 um ein Viertel auf 67 TWh sinkt. Die Gasimporte aus anderen Ländern als Russland sollen sich inzwischen auf 50 TWh verdreifacht haben, bei unverändert 10 TWh der Gasproduktion können nun 7,0 TWh ergänzt werden TWh „österreichisches“ Ökogas. Erdgasimporte aus Russland sollen in fünf Jahren überflüssig sein.

Nach Schätzungen der Energieagentur wird der heimische Gasverbrauch bis 2030 weiter auf nur noch 60 TWh zurückgehen. Die Produktion von Biomethan (10 TWh) und grünem Wasserstoff (4 TWh) wird weiter wachsen, sodass die Importe aus anderen Ländern auf 36 TWh sinken können. Da Österreich bis 2040 klimaneutral werden will, erinnert die Energieagentur daran, dass so schnell wie möglich auf Importe von erneuerbaren Gasen wie grünem Wasserstoff zurückgegriffen werden muss.

Das größte Sparpotenzial in österreichischen Haushalten

Das größte Potenzial zur Reduzierung des Gasbedarfs liegt im forcierten Gasausstieg für Raumheizung und Warmwasser. Damit könnte der Verbrauch laut Energieagentur bis 2030 um 9 TWh gesenkt werden. Die Hälfte der derzeit 1,2 Millionen Gasheizungen kann bis 2030 ersetzt werden, hauptsächlich durch Wärmepumpen, Fernwärme und Biomasseheizungen. Eine beschleunigte Sanierung des Gebäudes soll weitere 1 bis 2 TWh Gas einsparen.

In Industrie und Gewerbe können im Bereich Prozesswärme 6 TWh Gas ersetzt werden. Durch Effizienzsteigerung in der Industrie können weitere 4 TWh eingespart werden. Der Ersatz von Erdgaskraftwerken durch Strom aus erneuerbaren Quellen kann 4 TWh einsparen, die Nutzung von Geothermie 2 TWh, die effizientere Nutzung von Biomassekraftwerken mit Kraft-Wärme-Kopplung und die Umstellung auf effizientere Geräte je TWh.

Die Analyse der Energieagentur macht keine Angaben zur Herkunft der zusätzlichen Gasimporte. Generell sollten die aus Norwegen importierten Mengen “erhöht oder durch neue Importrouten ergänzt” werden. Auch an Flüssiggas (LNG) ist zu denken – und kann über Terminals in Italien und die Trans-Austria-Gaspipeline nach Österreich kommen. Dank ihrer starken Landwirtschaft könnte die Ukraine in Zukunft zum Exporteur von Biogas werden. Und für den Import von 14 TWh Wasserstoff „müssen bis 2030 entsprechende strategische Kooperationen mit potenziellen Exportländern aufgebaut und eine wasserstofffreundliche Transportinfrastruktur geschaffen werden“, heißt es in der Analyse.