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Ukraine – Getötet bei Angriffen auf Kiew und Charkow

Der neue Angriff auf Kiew habe die Produktionsanlagen einer Panzerfabrik zerstört, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, in Moskau. Die ukrainische Seite spricht ihrerseits von einem russischen Raketenangriff auf den Stadtteil Darnissia im Südosten der Metropole, bei dem ein Mensch ums Leben gekommen sein soll. Zudem seien mehrere Menschen in Lebensgefahr ins Krankenhaus eingeliefert worden, sagte Bürgermeister Vitali Klitschko am Samstag im Fernsehen.

Im Nachrichtensender Telegram forderte Klitschko die Bevölkerung der Hauptstadt auf, die On-Air-Warnung der Behörden nicht einfach zu ignorieren. In der ukrainischen Hauptstadt gibt es mehrmals täglich Luftsignale. Da Menschen, die vor der ersten Welle russischer Angriffe fliehen, nun nach Kiew zurückkehren, forderte der Bürgermeister ein Ende und sichere Aufbewahrung.

Moskau drohte kürzlich mit Angriffen auf Kommandozentralen in Kiew, nachdem das ukrainische Militär russisches Territorium beschossen haben soll. Unterdessen soll bei einem Angriff auf die ostukrainische Stadt Charkiw mindestens ein Mensch getötet und 18 weitere verletzt worden sein. Angriffe wurden auch in der Westukraine in der Region Lemberg und auf einem Militärflughafen in Alexandria in der Zentralukraine gemeldet.

Nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Selenskyj wurden in den ersten sieben Kriegswochen 2.500 bis 3.000 ukrainische Soldaten getötet. Das sind die bisher höchsten gemeldeten Daten für Verluste in den eigenen Reihen. Selenskyj schätzte die Zahl der getöteten russischen Soldaten auf CNN auf 20.000. Moskau hingegen spricht offiziell von 1.351 getöteten russischen Soldaten.

Der Gouverneur der ostukrainischen Region Luhansk sagte, Russland habe bereits Zehntausende Soldaten für die Offensive in naher Zukunft zusammengezogen. Darüber hinaus seien Hunderte von Technologieeinheiten in die Region transportiert worden, sagte Sergiy Haidai. “Sie haben bereits alles bereit für einen Durchbruch.” Ihm zufolge warteten die russischen Truppen nur auf einen besseren Zeitpunkt, um ihre Angriffe gleichzeitig in den Regionen Luhansk und Donezk zu starten. Laut Meteorologen soll der Niederschlag in beiden Gebieten bis Mitte nächster Woche aufhören.

Als Reaktion auf westliche Sanktionen hat Moskau dem britischen Premier Boris Johnson ein Reiseverbot erteilt. Auch seine Vorgängerin Theresa May, Verteidigungsminister Ben Wallace und Außenministerin Liz Truss dürfen nicht nach Russland reisen. Die vom Moskauer Außenministerium veröffentlichte Liste enthält die Namen von 13 britischen Beamten. Zuvor hatte Russland Einreiseverbote gegen US-Präsident Joe Biden und Politiker aus der Europäischen Union, Australien und Neuseeland verhängt.

In Deutschland stoßen die Pläne der Bundesregierung, die Militärhilfe für die Ukraine deutlich aufzustocken, weiterhin auf Zustimmung, aber auch auf Kritik. CDU-Außenbeauftragter Norbert Rötgen bezeichnete die “Erfindung” von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) als “zynisch”. Der Vorsitzende des Europaausschusses des Bundestags, Anton Hofreiter (Grüne), sagte der Welt am Sonntag, die Aufstockung der Finanzhilfen sei “ein guter erster Schritt, aber sie könne direkte Waffenlieferungen nicht ersetzen”.

Am Freitag wurde bekannt, dass die Regierung die sogenannten Ausbildungsbeihilfen in diesem Jahr deutlich von 225 Millionen auf 2 Milliarden Euro erhöhen will. Das Programm unterstützt Partnerländer in Krisenregionen dabei, in mehr Sicherheit zu investieren. Die Ukraine soll davon mehr als eine Milliarde Euro erhalten. Der Berater des ukrainischen Präsidenten Mykhailo Podoliak beschwerte sich erneut darüber, dass die von uns angeforderten Waffen nicht aus Europa stammten. Selenskyj forderte auch ein Embargo für russisches Öl.

Mehrere tausend Menschen schlossen sich den Ostermärschen der Friedensbewegung auf den Straßen Deutschlands an. Nach Berechnungen der Polizei versammelten sich etwa 1200 Menschen in Bremen und Berlin und mehr als 500 Demonstranten in Hannover. Auf Plakaten und Spruchbändern stand zum Beispiel „Nein zum Krieg“, „Stoppt den Waffenwahn“, „Verhandelt! Statt den Dritten Weltkrieg zu riskieren“ und „Wer Waffen liefert, wird den Krieg ernten“.

Diesmal lösten einige Forderungen der Friedensbewegung Vorgespräche aus. Das Motto „Frieden ohne Waffen schaffen“ sei derzeit anmaßend gegenüber den Menschen in der Ukraine, sagte der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) dem Bayerischen Rundfunk. “Pazifismus auf Kosten anderer ist zynisch.”

Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) sagte der Funke-Zeitung, der Pazifismus sei derzeit “in ferner Ferne”. Der russische Präsident Wladimir Putin hat gegen alle Regeln des Völkerrechts verstoßen. Wenn die Idee hinter den Osterprozessionen Frieden ist, dann muss klar sein: “Frieden kann und wird es nur geben, wenn Putin seinen Angriffskrieg beendet.”

Überschattet von Russlands aggressivem Krieg in der Ukraine bereiten sich der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank auf ihre jährliche Frühjahrstagung in Washington vor. Der Krieg in der Ukraine verzerrt auch die Rohstoffmärkte, da Russland und die Ukraine wichtige Exporteure von Nahrungsmitteln wie Weizen für die globale Versorgungssicherheit sind. An den Gesprächen, die am Montag beginnen, werden auch der ukrainische Premierminister Denis Shmihal, Finanzminister Sergei Marchenko und der Gouverneur der Nationalbank der Ukraine, Kirilo Shevchenko, teilnehmen.

Nach Angaben der UN sind seit Kriegsbeginn am 28. Februar mehr als 4,8 der ehemals 44 Millionen Menschen aus dem Land geflohen. Nach Angaben des Berliner Innenministeriums hat die Bundespolizei mehr als 350.000 Flüchtlinge aus der Ukraine identifiziert. Es ist davon auszugehen, dass die tatsächliche Zahl der Flüchtlinge höher liegt, da es keine festen Grenzkontrollen gibt und Menschen mit ukrainischem Pass 90 Tage ohne Visum in der EU bleiben können.