Am Samstag eröffnete er im Wiener Rathaus den Flüchtlingsball des von ihm gegründeten Integrationshauses. Erst vor wenigen Wochen musste Resetarits als Ostbahn-Kurti bei einem Benefizkonzert für die Ukraine im Ernst-Happel-Stadion auftreten, wegen CoV aber kurzfristig aufgeben. Erst kürzlich hatte er in der Wien-heute-Gesprächsreihe „Bei Budgen“ über seine Krankheit berichtet – mehr dazu auf wien.ORF.at (2.4.2022).
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“Das mittlere Ende ist immer präsent”
Im Oktober veröffentlichte Resetarits mit seiner Band Stubnblues das Album „Elapetsch“ – und beschäftigt sich schon damals mit dem Tod: „Das Hauptthema ist, dass das nahende Ende immer präsent ist. Aber dieses Phänomen macht das Leben schöner“, erklärte Resetarits im Gespräch mit der APA.
Resetarits wurde am 21. Dezember 1948 als Sohn burgenlandkroatischer Eltern in Stinatz geboren und wuchs wie seine ebenfalls berühmten Brüder Lucas und Peter kroatisch auf. Mit drei Jahren zog er nach Abitur, Studium der Anglistik und Sport auf Lehramt nach Wien, gab das Lehren aber bald zugunsten seiner Politrockband Schmetterlinge auf und engagiert sich bereits in gesellschaftspolitischen Belangen. damals etwa, als die Arena 1976 besetzt wurde, erregte das Engagement Aufsehen.
APA / HANS TECHT In den 1990er-Jahren entging die Familie Resetarits nur durch Glück mit einer Briefbombe dem Terror. Hier tritt Willie mit seiner Mutter Angela beim Freiheitsfest am Heldenplatz in Wien im April 1994 auf.
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Radio Wien widmet sich am Montag um 15 Uhr in einer Sondersendung dem Leben und der Musik von Willi Resetarit. Auch für Ö1 sind Programmschwerpunkte vorgesehen.
“Bruce Springsteen aus Favoriten”
Mitte der 1980er Jahre wurde mit Autor und Komponist Günther „Coach“ Brödl schließlich das erfolgreichste Alter Ego der Resetarits geboren: Der Ostbahn Kurti, der bald – neben vielen anderen – den Spitznamen „Bruce Springsteen aus Favoriten“ erhielt.
Ende 2003 zog Resetarits sein Alter Ego zurück. Treue Fans haben eine Petition gestartet, die die Rückkehr von Kurti auch nach dem Abschiedskonzert auf der Hohen Warte fordert. Mit Erfolg: Die Sonderkonzerte von Kurt Ostbahn haben Tradition: auf der Hohen Warte und zuletzt im Prater – mehr auf news.ORF.at (24.04.2022).
Viele musikalische und soziale Projekte
Jedenfalls öffnete sich nach Kurti die musikalische Breite von Willi Resetarits wieder: Neben Projekten wie Stubnblues und Kollaborationen mit Wienerlied-Größen des erweiterten Spektrums – allen voran Ernst Molden – widmete er sich dem Zusammenspiel mit Musikern anderer Kulturen. Er wolle in der heimischen Musikszene „bis ins Grab“ bleiben, wie er einmal in einem Interview mit der APA sagte: „Ich finde, das ist wie eine Zeile aus einem Text in Donald Duck: „Wenn du mich eines Tages auf eine Trage legst, dann lege sie neben meine Gitarre.”
Sein Engagement für den interkulturellen Dialog, unter anderem als Mitbegründer von Asyl in Not, SOS Mitmensch und Vorsitzender des Projekts Integrationshaus, hat ihm Auszeichnungen wie den Bruno Krajski-Preis für Menschenrechte, den Josef-Fields-Preis für Gemeinwohl und Zivilcourage eingebracht.“ und „Fritz Greinecker Preis für Zivilcourage“. 2013 erhielt er das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst und wurde in der Kategorie „Kulturerbe“ zum „Österreicher des Jahres“ gekürt. 2017 erhielt er den Austrian Amadeus Music Award for Lifetime Achievement.
Gestern habe ich das Wiener Lied gefeiert und mit ihm fand der Flüchtlingsball im Rathaus statt. Zwei Ereignisse, die stark mit Willi Resetarits, Künstlername Kurt Ostbahn, verbunden sind. / 1 pic.twitter.com/LoOTdHvKhc
– Michael Ludwig (@BgmLudwig) 24.04.2022
Ludwig: „Titan aus Wienerlied“
„Ich bin zutiefst erschüttert über den Tod von Willi Resetarits“, sagte Wiens Bürgermeister Michael Ludwig. „Das ist ein großer Verlust für unsere Stadt, für die Kulturszene, für alle Wienerinnen und Wiener.“ (…) Dass wir am Tag nach dem Flüchtlingsball – einer Wiener Spitzeninstitution, die untrennbar mit dem Namen Willi Resetarits verbunden war – von seinem Tod erfahren mussten, ist besonders schmerzlich.
Das ist unglaublich traurig und überraschend. Gestern haben wir gemeinsam den Flüchtlingsball eröffnet, heute ist Willie Resetaritz gestorben. Er wird für seine künstlerische Arbeit und sein humanitäres Engagement in Erinnerung bleiben! RIPhttps: //t.co/TlcLRxXJUw
– Christoph Wiederker (@chriswiederkehr) 24.04.2022
„Heute trauern wir um eine Musiklegende, einen herausragenden Künstler und nicht zuletzt einen sehr guten Menschen“, sagte Andrea Mayer (Grüne), Staatssekretärin für Kunst und Kultur, in der ersten Reaktion.
Willi Resetarits hat so viel über das Menschsein gezeigt. 🖤
– Gebrüder Moped (@GebMoped) 24.04.2022
Auch SPÖ-Kultursprecherin Gabriele Heinisch-Josek zeigte sich besorgt: „Willy Rezetarits war nicht nur einer der vielseitigsten Rocksänger Österreichs, sondern auch ein unermüdlicher Kämpfer für Toleranz und Menschlichkeit. Er stand solidarisch mit denen, denen es nicht so gut geht – in seinen Texten, aber auch konkret in seiner humanitären Arbeit, unter anderem als Mitbegründer von Asyl in Not und SOS Mitmensch.“
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