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“Wir haben ihr fast blind geglaubt”: Melnik geht hart mit Merkel um

„Wir haben ihr fast blind geglaubt“ Melnik ist scharf auf Merkel

13. April 2022, 20:06 Uhr

Niemand stehe Russlands Präsident Putin so nahe wie Ex-Kanzlerin Merkel, sagt Andrej Melnik. Der ukrainische Botschafter bittet den ehemaligen Regierungschef um eine Erklärung zu seinen politischen Beziehungen zu Russland. Er wirft ihr große Fehler vor.

Der ukrainische Botschafter Andriy Melnik hat schwere Vorwürfe gegen die frühere deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel erhoben und sie der Komplizenschaft in Russlands Krieg gegen sein Land beschuldigt. „Wir haben Angela Merkel fast blind geglaubt. Er hatte großes Vertrauen in den Glauben, dass sie die Dinge besser einschätzen und regeln könne“, sagte Melnik der Süddeutschen Zeitung. Seitdem ist dies ein Fehler. Niemand sei Putin “so nahe” gewesen wie Merkel selbst und Deutschland als Vermittlerin zwischen Russland und der Ukraine im Normandie-Format, zu dem Frankreich gehört.

„Niemand wusste besser als sie, wie angespannt die Beziehungen zwischen Russland und der Ukraine bleiben und dass Putin keine Einigung will, sondern die Zerstörung meiner Heimat“, sagte Melnik dem Altkanzler. Die Entscheidung für die umstrittene Gaspipeline Nord Stream 2 in die Ostsee und gegen Waffenlieferungen an die Ukraine fiel jedoch in Berlin. Der Botschafter bat die Altkanzlerin, sich zu ihrer Politik in Russland zu äußern. „Ich denke, es wäre auch für Deutschland wichtig, dass Frau Merkel zu Wort kommt“, sagte Melnik. „Es geht nicht darum, auf Schuld hinzuweisen. Es geht darum zu verstehen, wie die Dinge schief gelaufen sind.“

Der ukrainische Botschafter zeigte sich einmal mehr unzufrieden mit der Politik der neuen Ampelkoalition. Er warf der Bundesregierung vor, sein Land im Abwehrkampf gegen Russlands Angriffskrieg zu träge zu unterstützen. „Tatsächlich ist Deutschland bei keiner der für die Ukraine wichtigen Entscheidungen führend. Das gilt sowohl für die Verschärfung der Sanktionen als auch für die Lieferung schwerer Waffen“, sagte Melnik der Zeitung. Zwar gebe es in Deutschland ein “Grundvertrauen”, “aber immer wieder gibt es ernsthafte Zweifel”.

Melnik bestritt jedoch, dass die geplante Reise von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nach Kiew an seiner langjährigen Rolle in der deutschen Russlandpolitik gescheitert sei. „Es besteht kein Zweifel, dass Herr Steinmeier die Ukraine in Zukunft besuchen wird“, sagte Melnik. Es geht nicht darum, ob seine bisherige Distanzierung von den schwersten Fehlern der russischen Politik als ausreichend angesehen wurde. Für Bundeskanzler Olaf Scholz gehe es derzeit aber vorrangig um einen Besuch in der Ukraine, “denn nur er und die Ampel können die notwendigen Entscheidungen über neue Waffen und weitere Sanktionen gegen Moskau treffen”.